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April 15, 2018

Schwarze Comedy: Stermann und Grissemann entern Südtirols Bühnen

Florian Rabatscher

Muss man diese zwei Herren eigentlich noch jemandem vorstellen? Ich glaube nicht. Das brachiale deutsch-österreichische Satiriker-Duo Stermann und Grissemann machen einen Abstecher nach Südtirol. Mit ihrem neuen Bühnenprogramm „Gags, Gags, Gags!“ werden sie die einzelnen Gemüter zum Kochen bringen. Da wird schon mal der ein oder andere Kopf rot anlaufen, entweder vor Wut, Scham oder einem unkontrollierbaren Lachanfall. Entweder man hasst sie oder man liebt sie, ignorieren kann man sie jedenfalls nicht. Bekannt wurden sie vor allem durch ihre Late-Night-Show „Willkommen Österreich“ und wenn diese Namen auf einem Plakat stehen, weiß man, was man zu erwarten hat: Schwarze Comedy. Ihre Gags sind für viele unterste Schublade. Wer kennt sie nicht, zum Beispiel, als kochende Nazis in „Die deutsche Kochschau“. Sogar Aufruf zum Mord wurde ihnen 1999 vorgeworfen, als sie in einem Interview über den FPÖ-Politiker Jörg Haider sagten: „Ich glaube, wenn man Haider derzeit stoppen wollte, dann müsste man ihn erschießen.“ Ja, auch ein Südtiroler Politiker schaffte es, aufgrund seiner Redegewandtheit, in ihre Sendung, Richard Theiner. Vielleicht ein heimlicher Gast bei ihren Shows hier im Land? Was sie eigentlich von Südtirol halten und weitere brennende Fragen, haben sie uns, in gewohnter Weise, selbst beantwortet:

Das erste Mal mit eurem Programm auf der Bühne und „On The Road“. Wie ist das Tour-Leben so? Reist ihr wie Rockstars oder eher wie Diplomaten?

Wie Diplomaten eines sehr kleinen, unbedeutenden Landes in einem vollgeräumten Billigbus.

Bühne oder Fernsehen? Wo steht ihr lieber?

Lieber auf der Bühne, auch wenn die Anfahrtswege im vollgeräumten Billigbus deutlich länger sind, wie im Fall Südtirol.

Wird auf der Bühne mehr Spontanität geboten? Seid ihr überhaupt spontan, oder wird alles akribisch durchgeplant?

Es ist alles akribisch vorgeplant, wie bei jedem Staatsbesuch von Diplomaten eines sehr kleinen, unbedeutenden Landes. Das dann doch immer wieder etwas Unvorhergesehenes geschieht liegt an der schlechten Planung.

Den Südtiroler Politiker Richard Theiner habt ihr schon mal aufs Korn genommen, werdet ihr auch diesmal lokale Prominente mit ins Programm nehmen?

Nach Richard Theiner wäre jeder andere Politiker uninteressant. Theiner hat uns sehr beeindruckt, da können andere schwer mithalten. Wir wünschen Richard Theiner von dieser Stelle aus alles Gute. Guter Mann.

Habt ihr überhaupt Verbindungen zu Südtirol? Wenn Ja, was findet ihr gut an diesem Land?

Stermann: Ich schätze Südtirol sehr für seine Klugheit, aus Wien, Rom und Brüssel Gelder zu lukrieren. Ich wäre auch gern ein Landesteil mit Minderheitenrechten, bin aber nur ein Deutscher in Wien ohne besondere Rechte.

Wie sieht’s aus mit einem Revival von „Die deutsche Kochschau“?

Die deutsche Kochschau wird inzwischen in ganz Europa von vielen rechten Parteien und deren Wählern nachgekocht. Da braucht es uns nicht mehr. Und das fertige Gericht schmeckte grauenvoll. Nusspüree mit Dill ist nicht zu empfehlen.

Wer hat den besseren Humor, der Österreicher oder der Deutsche?

Wir arbeiten schon so lange zusammen, dass wir uns selbst oft verwechseln. Wer ist der Deutsche, wer ist der Österreicher, wir wissen das oft gar nicht mehr. Vielleicht liegt es daran, dass wir beide ostdeutsche Mütter haben. Also beide mit strengem SED-Humor aufgewachsen sind.

Kann man sich überhaupt noch riechen, wenn man schon so lange zusammenarbeitet? Trifft man sich auch privat?

Wir riechen beide ausgesprochen gut, sehen uns aber schon lange nicht mehr. Das könnte aber auch daran liegen, dass wir fast 800 Tage im Jahr gemeinsam arbeiten. Da bleibt wenig private Freizeit.

Zum guten Schluss, habt ihr noch vielleicht ein Zitat oder eine Lebensweisheit für uns?

If you make it in Südtirol, you’ll make it everywhere.

Termine: 19.04.2018, Algund, Thalguterhaus; 20.04.2018, Bozen, Waltherhaus; 21.04.2018, Bruneck , Michael-Pacher-Haus. Weitere Termine gibt’s hier.  

Foto: Udo Leitner

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