Music

April 5, 2018

Musikalischer Orienttrip: Jochen Arbeit von Einstürzende Neubauten zu Gast in Bozen

Florian Rabatscher

Nach Glenn Matlock von den Sex Pistols versorgt uns Riff Records wieder mit Hochkarätigem. In Zusammenarbeit mit Emberfly Art Gallery werden am Samstag, den 7. April seine ersten 50 CD-Veröffentlichungen gefeiert, und das gleich zweimal. Gestartet wird um 18:00 Uhr mit der Eröffnung der Ausstellung „TEN“ des Künstlers Alessandro Trapezio, die bis zum 14. April in der Emberfly Art Gallery zu sehen sein wird.
Danach um 21:00 Uhr werden mit Jochen Arbeit, Gitarrist der Einstürzenden Neubauten, interessante Klänge ins Pippo Stage Bozen gebracht. Wirklich besonders. Von normalen Songs kann hier nicht gesprochen werden, sein Baugerüst kennt keine Grenzen. Wie der Turmbau zu Babel der Musik, ohne Grenze, bis in den Himmel. Wie man es natürlich von einem Mitglied der Einstürzenden Neubauten erwartet. Kurz zu seiner Person: 1980 zog es Jochen Arbeit nach Berlin, 1983 wird er Mitglied der einflussreichen Instrumental-Band „Die Haut“ und ab 1997 stieß er zu den Einstürzenden Neubauten.

Es wird sicher spannend, mal wieder ein bisschen Großstadtluft schnuppern und das im Pippo. Nicht wie gewohnt, in irgendeinem beschissenen Schickimicki-Lokal oder auf irgendeiner Hipster-Veranstaltung, oh nein, im Pippo. So muss sich niemand minderwertig fühlen, auch der letzte Penner kann in den Genuss dieses musikalischen Orienttrips kommen. Nennen wir es mal Orienttrip, einfach mal raus aus der Provinz, wenn auch nur im Kopf. Anstatt neuer Orten werden neue Klangwelten entdeckt. Noch mit dabei an diesem Abend auch besondere Vorbands, die Lokalmatadoren Ferbegy? und Cesare Malfatti. Jochen Arbeit nahm sich freundlicherweise die Zeit, uns ein paar Fragen zu beantworten, hier seine Antworten:

Was erwartet uns bei einem Konzert von Jochen Arbeit?

Ich werde mein Solo-Album „Messages“ präsentieren. Hier die Info dazu: 
Musik drückt aus, wofür es keine Worte gibt. Die Stimme drückt aus, wofür Ideen einst Worte fanden. Stimmen der Kunst einen poetischen Sound zu verleihen und ihre Ideen in der Dynamik musikalischer Botschaften auszudrücken, ist die Klangsprache der „Messages“ – des neuen Solo-Albums von JOCHEN ARBEIT: 
„This record is a message.“ Denn Musik ist „a voice of articulation“; sie vermittelt „that someone is talking and talking about his feelings or about his ideas“. So Timothy Leary, Lydia Lunch und John Cage, die JOCHEN ARBEIT neben Marina Abramović, Miles Davis, Tilda Swinton, Lee Scratch Perry und Laurie Anderson auf dem Album sprechen lässt. Er bringt ihre Stimmen und Ideen in den kreativen Austausch mit seiner Musik – das Ergebnis ist mitreißend und einzigartig: Aus verschiedenen Quellen gesammelte Sprachaufnahmen oder Fragmente aus Interviews mit den Künstler/-innen bilden die Lyrics der Tracks – ein sprachliches Mosaik wird zu Botschaften, die den einzigartigen Dialog von Ausdrucksstärke, Individualität und Sound übermitteln, um charaktervolle Ideen in der Sprache der Musik mitzuteilen. 
Das unverwechselbare Timbre jeder einzelnen Stimme wird entsprechend dynamisch und musikalisch unterlegt; der Gehalt jedes individuellen Ausdrucks spricht sich im musikalischen Feingefühl aus, den richtigen, stimmungsvollen Ton für jede einzelne Message anzuschlagen.
Während die Künstler/-innen ihren Ideen eine Stimme geben, hat die entsprechende Stimmung keine Worte, sondern die Sprache der Musik, der Jochen Arbeit eine Stimme gibt. 

Jochen Arbeit

Was bedeutet überhaupt dein Künstlername? Irgendeine Geschichte dahinter?

Das kommt aus der frühen Post-Punk-Zeit, in der sich jeder selbst erfinden konnte und sich neue Namen gab. Meine erste Band hieß „Leben und Arbeiten“, daher der Name.

Lebst du von der Musik oder gehst auch einem anderen Beruf nach?

Nein, ich mache ausschließlich Musik, auch für Theater- und Tanzproduktionen.

Du warst schon mal mit den Einstürzenden Neubauten zu Gast in Bozen. Noch irgendwelche Erinnerungen daran? Was hältst du von dieser Stadt?

Ich habe letztes Mal leider nicht viel von Bozen gesehen, weil wir auf Tour waren und da meist nicht viel Zeit für Erkundungen ist. Ich weiß noch, dass wir außerhalb der Stadt in einem Industriegebiet waren. Außer dem Hotel gegenüber der Venue konnte ich nicht viel von der Stadt sehen. Ich hoffe, dieses Mal mehr zu entdecken, weil ich ein wenig mehr Zeit habe, hoffentlich. 

Wie würdest du deinen Sound beschreiben? Steckt ein tieferer Sinn hinter deinen Klängen?

Ich denke schon, weil ich mich damit sehr beschäftige, ständig versuche, Klänge neu zu entdecken und meine Klangwelt zu erweitern.

Was inspiriert dich zu deiner Musik?

Das Leben an sich, glaube ich. Einfach die Schönheit in vielen Dingen. 

Welche Musik hörst du eigentlich privat?

Viel Jazz, Old-School-Reggae und moderne Electronic.

Foto: Martin Walz

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