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March 28, 2018

1+1=3 – Alles andere als Kunstausstellung

Florian Rabatscher
Am 8. September um 18:00 H findet im Museion Atelier Haus der sechste Teil – AKT III ich / io / me – des Ausstellungsprojektes "1+1=3 or how to (de)construct a space in three acts" statt.

Am Donnerstag 29. März, um 18H, findet das Opening einer neuen Ausstellung im Atelierhaus des Museion Bozen statt. Doch ist Ausstellung das richtige Wort dafür? Es fällt mir schwer, eine allgemeine Definition für dieses Konzept zu finden, doch versuchen wir es. Darf ich vorstellen: 1+1=3 or how to (de)construct a space in three acts nennt es sich …

Was ist es? Das fragten wir bei zwei der Köpfe des Projekts (die übrigens meinen Kopf richtig zum Rauchen brachten) genauer nach. Die Kuratorin Elisa Barison und der Kurator Davide Bevilacqua versuchten mir ihr interessantes Vorhaben genauer zu definieren:

Zuallererst handelt es sich um keine herkömmliche Kunstausstellung, soviel sei schon verraten. In Auftrag gegeben wurde sie von GAP Glurns Art Point, wo die Idee ihren Ursprung nahm. Die Stadt Glurns selbst, kann man sagen, diente als Inspirationsquelle. Schon deshalb, weil die 20 teilnehmenden KünstlerInnen alle irgendwann einmal im GAP residierten. So ergibt sich aus: 1 (die Stadt Glurns) + 1 (ein/e internationale/r KünstlerIn) = 3 (etwas Neues). Also einfacher gesagt: Wenn ein Mann und eine Frau zusammen ein Kind bekommen, wird aus zwei Leuten drei, weil sie zusammen etwas Neues kreiert haben. Verstanden? Hoffen wir es. Soviel zur Namensgebung.  

Und was erwartet uns im Museion? Dass es nicht eine traditionelle Ausstellung werden würde, war von Anfang an klar, weil es sich als schwierig und langweilig herausstellen würde, die Werke von 20 KünstlerInnen einfach so in einen Raum zu stellen. Deswegen entschied man sich, die KünstlerInnen in drei Gruppen aufzuteilen, die dann von Ende März bis November 2018 nacheinander zum Zuge kommen. Die Entwicklung spielt dabei eine große Rolle: Der Besucher oder die Besucherin soll sie miterleben. Was heißen soll, dass die Ausstellung sich bewusst immer im Aufbau befindet. Man will zusammen mit dem Publikum wachsen. Dies lädt auch dazu ein, öfters vorbeizuschauen, da die Ausstellung immer in Bewegung bleibt. Da kommt keine Langeweile auf. Als Außenseiter dürfte sich hier niemand fühlen, da man selbst zu einem Teil der Ausstellung wird. Keine Grenzen werden gesetzt. Vielleicht kennst du das Gefühl: Man versteht nicht viel von Kunst, besucht eine Ausstellung und fühlt sich eher als Eindringling. Genau das wird hier erwartet: Beobachte den Prozess. Legales Stalking sozusagen.

Den Faden durch das Ganze zieht eine Unterteilung in drei Akte: In drei Akten setzen sich drei KünstlerInnengruppen mit folgenden Themen auseinander:
AKT I: sie / loro / them (Blick auf die Gesellschaft als Ganzes): Antonio Villa, Jacob Wolff, Franziska Schink, Maria Mathieu, Pascal Lampert, Pierangelo Giacomuzzi
AKT II: wir / noi / us (Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen): Alessandro Cacciotti, Federica Bruni, Fernando García Méndez, Frances Drayson
AKT III: ich / io / me (Blick auf das Individuum): Bianca Mann, Zoya Sardashti, Janina Lange, Michael Dlugosch, Celeste Rojas Mugica, Mara Lea Hohn, Zohar Gotesman

Der digitale Teil hingegen wird, interessanterweise wie im Theater, in einen Prologo, Intermezzo 1, Intermezzo 2 und einen Epilogo geteilt und unterbricht die drei analogen Akte. Bei diesem digitalen Part werden beispielsweise Live-Streamings vom GAP in Glurns gesendet sowie Videos von den KünstlerInnen selbst gezeigt. So kann man die Werke und ihre Arbeit intensiv kennenlernen und möglicherweise aus anderen Blickwinkeln betrachten. – Wie bei einer DVD, in der man im Menü mehr über die Hintergründe des Films erfahren kann. Dazu gibt es noch einen Drucker, der mit einer E-Mail-Adresse verbunden ist. Jeder kann Nachrichten an eine Adresse schicken, die dann sofort gedruckt werden. Das Publikum kann die gedruckten Nachrichten mitnehmen, frei im Raum platzieren …: am Ende entsteht eine Collage und die E-Mail-Kommunikation zwischen GAP und KünstlerInnen wird aufgezeigt, weil sie ein Teil des Entstehungsprozesses ist. 

Losgelegt wird am 29. März mit dem digitalen Prologo, am 14. April folgt hingegen AKT I der analogen Ausstellung.

Ich stelle mir 1+1=3 als langsame Kamerafahrt vor, die ihr erstes Bild von ganz oben einfängt und dann immer weiter heran zoomt, bis sie den einzelnen Menschen in der Masse erfasst. Klingt nach vielen verschiedenen Teilen, doch trotzdem ist es ein Gesamtkonzept. Wann der Höhepunkt des (nennen wir es mal) Stückes eintrifft, wissen die KuratorInnen selbst nicht. Es kann also jederzeit passieren, was es um so spannender macht. Also, beteilige dich daran und verfolge dieses Spektakel. Vielleicht wirst genau du Teil des Höhepunkts. Beenden wir diese Zeilen mit den Worten der KuratorInnen: „Keine der drei Ausstellungen kann ohne das Gesamtkonzept bestehen. Kein sie ohne uns, kein uns ohne ich.“

Foto: GAP Glurns Art Point

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