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March 13, 2018

Bitteres Märchen: Docu.emme zeigt „Das Land der Erleuchteten“

Florian Rabatscher

Titel: Das Land der Erleuchteten

Regie: Pieter-Jan De Pue

Worum geht’s? Afghanistan, ein vom Krieg zerrüttetes Land, doch zugleich geheimnisvoll und wunderschön. In diesem Dokumentarfilm wird uns ein Blick auf das Volk zwischen den Kämpfen der Amerikaner und der Terroristen gewährt. Besser gesagt: auf die Kinder, die keinen Alltag ohne Bomben kennen, schon viel einstecken mussten und dadurch auf erschreckende Weise sehr erwachsen wirken. Ins Auge gefasst werden besonders zwei afghanische Nomaden-Kinderbanden. Eine davon gräbt zum Beispiel alte sowjetische Minen aus und verkauft den Sprengstoff an andere Kinder, die in den Lapislazuli-Minen arbeiten. Die andere Bande lauert Tag für Tag Karawanen auf, die Edelsteine und Opium über das Gebirge schmuggeln, um diese auszurauben. Für uns, hier, unvorstellbar: bewaffnete Kinder, die sich vollkommen autonom organisieren. Es geht nur ums Überleben, diese Kinder haben sich inmitten dieser rauen Welt sogar ein eigenes Handelsnetz aufgebaut. Doch bleiben sie immer noch Kinder und träumen von einer Zukunft wie aus dem Märchenbuch.  

Beeindruckend, was der Regisseur aus diesen Bildern gemacht hat. Inszeniert wie ein Märchen. Ein Kinderfilm, der nicht für Kinder geeignet ist. Peter Pan 2.0 sozusagen, Afghanistan als reales Nimmerland. Verlorene Jungen, die in einer Welt von Piraten überleben müssen; eine Welt, die in Wirklichkeit nicht so bezaubernd ist wie in den Disney-Geschichten. 

Nervig: Natürlich die amerikanischen Soldaten, die sich im Film ständig als große Helden und Retter darstellen. Trotzdem kauft man es ihnen kein bisschen ab, ich glaube, sie selbst auch nicht. Man fragt sich oft wirklich: Wissen sie überhaupt, warum sie dort sind und wofür sie kämpfen? Die wahren Bösewichte sitzen selbstverständlich sicher und behütet in „Great America“, doch das ist eine andere Geschichte …

Must see für … Leute, die gern reisen und sich für andere Kulturen interessieren. Afghanistan zu bereisen stellt sich vielleicht als schwieriges Unterfangen heraus, dafür liefert dieser Film faszinierende Landschaftsbilder. Man hat nach dem Film fast das Gefühl, als wäre man selbst dort gewesen.

Fazit: Was uns hier präsentiert wird, ist kein herkömmlicher Doku-Film. Hier verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität. Die Bilder und die Geschichte reißen oft so mit, dass man das Gefühl hat, einen Fantasy-Film zu sehen. Allerdings wird man bei manchen Szenen wieder aus den Träumen gerissen und begreift, dass dies die Wirklichkeit ist, in der man sich gerade befindet. Auch schön ist es, das afghanische Volk wieder einmal von einer anderen Seite zu sehen. Sie sind weitaus mehr als die religiösen Terroristen, die man meistens in den Medien sieht. Die 87 Minuten vergehen wie im Flug, wenn man bedenkt, dass sieben Jahre hinter diesem Projekt stecken.

Docu.emme zeigt den Film am Mittwoch, 14.März 2018 um 20:30 H im Centro per la Cultura in der Cavourstraße 1 in Meran.   

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