Music

February 1, 2018

„Bass Is The New Guitar“ –
DRIP lancieren Debut-EP „Float“

Florian Rabatscher

„Eine vierköpfige Band, geboren zwischen den Südtiroler Alpen und dem Großstadtgeflüster in Wien,“ so stellt sich die Band selbst vor. Auch definieren DRIP ihre Sounds lieber mit „Moods“ und nicht mit Genre-Vergleichen. Was anfangs, wenn man noch nichts von ihnen gehört hat, viele Fragen aufwirft. Aber, nicht zu viel zu verraten, macht umso neugieriger und könnte doch den ein oder die andere dazu verleiten, bei den Release-Shows ihrer Debut-EP „Float“ aufzukreuzen (am 8. Februar im Sudwerk in Bozen, am 9. Februar im Ufo Bruneck, am 22. März im B72 in Wien) .

Unbekannt sind die drei Gesellen und die Gesellin keinesfalls, einige Mitglieder werden vielleicht an eine gewisse Band namens Sisyphos erinnern: Daviel Cuel (E-Bass und Stimme, Wahlwiener, beherrscht fünf Sprachen), Raphael Lanthaler (Schlagzeug und Electronics, neugieriges Energiebündel, Band-Turbo), Teresa Staffler (Stimme und Effects, Südtirol-Mexiko-Mix, München-Südtirol-Wien-Pendlerin), Michele Sterchele (Synthesizers, Rastaman, Synth-Tower-Bauer, hört auf den Namen Heinz). 

Die Musik ist diesmal experimenteller ausgefallen. Ein mutiger Schritt, finde ich. Haben Sisyphos noch auf Tanzbares vertraut, setzen DRIP mehr auf Ambient. Dennoch kein Grund zur Besorgnis, das gewohnte Terrain wird nicht ganz verlassen. Dub-Elemente ziehen sich weiterhin durch die Songs. 

Gewiss, eine Beschreibung mit Moods liefert schöne Worte, doch kann ich mir musikalisch nicht viel darunter vorstellen. Vielleicht bin ich auch schlichtweg zu ignorant dafür. (Würde ein Waldorf-Schüler mir seinen Namen vortanzen, hätte ich auch nur große Fragezeichen in den Augen.) Also kann auf meine Meinung hierzu getrost gepfiffen (Kulturbanause!) und stattdessen den Antworten von DRIP Beachtung geschenkt werden. 

Standardfrage zuerst: Was bedeutet DRIP und welche Bedeutung hat dieses Wort für euch und eure Musik?

Drip bedeutet ganz einfach Tropfen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Wort auf unsere Musik zu beziehen. In erster Linie fanden wir aber einfach cool, wie das Wort sich anhört und anfühlt.

DRIP BANDIhr präsentiert euch sehr professionell und zielstrebig, was natürlich den Anschein erweckt, dass ihr hiermit mehr erreichen wollt. Auch seid ihr jetzt schon länger in dieser Formation unterwegs. Klärt uns doch auf: Gibt es Sisyphos überhaupt noch? Oder ist dies nur ein Nebenprojekt?

Das stimmt. Wir haben letzten Sommer ein paar Shows in dieser Formation unter dem Namen „Sisyphos in Dub“ gespielt. Diese Zeit war für uns eine Übergangsphase, sowohl musikalisch als auch bandintern. Wir haben damals ganz klar für uns entschieden, dass wir dieses Projekt als ein neues, eigenständiges Projekt aufziehen wollen. Wir haben auch durch das viele musikalische Experimentieren in dieser Zeit verstanden, welche Richtung wir einschlagen wollen. Daraus ist jetzt DRIP entstanden.
Gerade tut sich bei Sisyphos nichts, was nicht heißen muss, dass das für immer so bleibt. Im Moment stecken wir jedenfalls unsere ganze Energie in DRIP.

Ihr verzichtet komplett auf eine Gitarre, wie kommt’s dazu? Natürlich, bei eurer Musik wird mehr auf Bass gestemmt und bei einem solch immensen Synth-Turm, (den ich euch sicherlich bei der ersten Gelegenheit klauen werde, aber Scherz beiseite,) kommt schon eine Welle an Klängen rüber. Trotzdem: Mögt ihr keine Gitarren?

Durch die ganzen Synths und auch die Sounds, die unser Bassist hervorzaubert, (die manchmal einer E-Gitarre sehr ähnlich klingen können,) ist die Musik schon ziemlich voll. Allerdings sind wir für alles offen und sollte uns ein Gitarrist, der zu uns passt, über den Weg laufen, können wir uns gut vorstellen, auch mit anderen Instrumenten etwas zu machen. Im Moment arbeiten wir ganz nach dem Motto: „Bass is the new guitar”! ;–)

Wie würdet ihr euren Sound beschreiben und was steckt in euren Texten?

Unser Sound ist für uns auf alle Fälle trippy, elektronisch, tief, dynamisch und wechselt zwischen vielen verschiedenen Moods und Gefühlsebenen. Was uns sicher von vielen anderen Künstlern unterscheidet, ist, dass wir unsere Songs live innerhalb von „Sets“ ineinander verschmelzen lassen. Wir mögen es, für längere Zeit in die Musik einzutauchen und uns auf eine Reise zu begeben. Unsere Texte sind oft sehr introspektiv und behandeln Erfahrungen und verschiedene Gefühle. In jeder Hinsicht (sowohl musikalisch als auch bei den Texten) geben wir uns keine bestimmte Linie vor und setzen uns keine Schranken.DRIP pic by Daniel Sun

Wer sind eure Vorbilder oder Einflüsse? Lasst ihr euch überhaupt von anderer Musik beeinflussen oder steckt da etwas ganz anderes dahinter?

Musikalisch gesehen, aber auch generell, hat jeder von uns ganz verschiedene Einflüsse. Wenn wir gemeinsam Musik machen, vermischen sich diese Einflüsse aber zu etwas Neuem. Wir haben kein direktes Vorbild, an dem wir uns messen, wenn die Frage so gemeint ist.

Man hört, dass ihr mit eurem Sound noch sehr viel experimentiert. Wird das in Zukunft auch so bleiben oder arbeitet ihr auf etwas Bestimmtes hin? Anders gefragt: Wird bei euch beim Songschreiben mehr gejammt oder kommt ihr mit ganz klaren Ideen in den Proberaum? Oder gibt es gar einen Kopf in der Band, der alles schreibt?

Das Experimentieren liegt unserer Musik zugrunde. Allerdings lernen wir uns immer besser kennen und finden uns mehr und mehr. Dadurch werden unsere Vorstellungen immer konkreter. Im Proberaum wird immer experimentiert. Wir sind beim Komponieren sehr demokratisch. Jeder von uns bringt Ideen ein. Das können Lyrics, Melodien, Beats, Akkorde … oder auch schon ganze Songs sein, an denen wir dann gemeinsam arbeiten. Erst durch das gemeinsame Arbeiten entsteht dann das wirkliche Endprodukt, da jeder jeden beeinflusst.

Was spricht für eure Live-Shows im Gegensatz zu den Aufnahmen?

Wir sehen uns eindeutig als Live-Band. Wenn wir an unserer Musik arbeiten, dann immer mit dem Ziel, sie live zu spielen. Unsere Arrangements sind mehr oder weniger fix. Innerhalb dieser Arrangements bewegen sich Sounds, Dynamik und Intensität jedes Mal anders, was jede Live-Show einzigartig macht.

Fotos: DRIP – Titelfoto by Daniel Sun

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