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August 8, 2017

Über das Einfangen der russischen Seele: Fotograf Aleksey Myakishevs “Kolodozero”

Text Greta Stampfer

Am Ufer eines Sees, tief in den Wäldern versteckt, liegt Kolodozero. Jenes russische Dorf, das auf den ersten Blick nichts Besonderes ist: Die Einwohnerzahl ist klein. Das Leben dreht sich um Holzfällen, Landwirtschaft und Jagen. Das Klima ist rau.

Es zieht nicht viele in das russische Dorf, in dem die Zeit immer ein wenig stehen geblieben wirkt. Doch Aleksey Myakishev verliebte sich. Der russische Fotograf, der eigentlich im 1000 km entfernten Moskau lebt, fühlte sich augenblicklich im kleinen Kolodozero wohl. Deshalb beschloss er, das Leben in Kolodozero mit seinen Fotografien einzufangen. Der Kunstraum Cafè Mitterhofer stellt sie bis 8.9.2017 aus. 

Warum hast du das russische Dorf Kolodozero als dein Motiv gewählt?

Mein Freund Alexander lud mich Weihnachten 2011 in dieses kleine Dorf im Norden Russlands ein. Ich liebte diesen Ort augenblicklich. Es war eine Reise, die mein Bild von russischen Dörfern veränderte.

Was willst du dem Publikum mit deinen Fotgrafien von Kolodozero zeigen?

Russische Dörfer haben eine starke Verbindung zur Umwelt und der Natur. Ich wollte das Leben in einem modernen russischen Dorf und das Leben des Menschen in Harmonie zur Natur zeigen.

Deine Fotografien sind in schwarz-weiß. Warum?

Ich begann mit der Fotografie 1986 in der Sowjetunion. Während dieser Zeit fotografierte jeder in schwarz-weiß, denn es war billig und die Filme waren überall erhältlich. Aber um diese Frage ernsthaft zu beantworten: Ich glaube fest daran, dass Fotos keine Farben brauchen, um Gefühle und Emotionen zu übermitteln. 

Siehst du irgendwelche Verbindungen zwischen dem Leben in Kolodozero und dem Leben in Südtirol?

Das Leben an sich ist vielleicht unterschiedlich, aber die Liebe der Menschen zur Natur und zur Arbeit sind ähnlich.

Wie würdest du die Bevölkerung von Kolodozero beschreiben?

Kolodozero ist ein eher altertümliches Dorf, aber während der Zeit der Sowjetunion veränderte sich das Leben dort stark. Viele Menschen kamen aus den unterschiedlichen Regionen Russlands und besiedelten Kolodozero. Die Einwohner pflegen einen rauen Ton, sind allerdings sehr gastfreundlich, wenn sie dich mögen. Jedoch gibt es eine starke Landflucht: Die Jugend verlässt Kolodozero, um in die großen Städte zu ziehen. Es gibt eine hohe Anzahl an alten Leuten.

In einem kleinen Dorf wie Kolodozero, abgelegen von großen Städten, sind die Jahreszeiten stark zu spüren. Was bedeutet das genau?

Es ist eigentlich unbeschreiblich, man muss es selbst fühlen. In einer Stadt ist es unmöglich, den Geruch von Schnee, Wasser und Gras wahrzunehmen, aber in Kolodozero atmet die Natur.

Du hast Menschen kennengelernt, die Städte verließen und die Ruhe der Natur in Kolodozero vorzogen – ähnlich wie Aussteiger. War ihr Leben anders im Vergleich zu den ursprünglichen Bewohnern von Kolodozero?

Eine Familie zog von der Stadt ins Dorf und es war anfangs schwierig, die Verhältnisse, in denen die Einheimischen lebten, zu übernehmen. Es gab alltägliche Probleme, besonders, weil du dich im Dorf nur auf dich selbst verlassen kannst. Aber mittlerweile haben sie sich eingelebt. 

Foto: Aleksey Myakishev

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