Music

July 17, 2017

Willkommen, Woodstock: Gadersound @ Wengen

Text Greta Stampfer

Kein Weg scheint zu weit, wenn das Gadersound-Festival ruft. Die gesamte Hippie-Gemeinde Südtirols scheint sich hier alljährlich zu versammeln und auch ich will das magische Festival, von dem mir so oft erzählt wurde, einmal spüren. Am Freitag, 14. Juli 2017, stand das Gadersound Festival ganz im Zeichen des Reggae. Und ein weiteres Mal bewies das Festival, dass der Woodstock-Vibe von Love, Peace & Happiness noch immer existiert.

Die Anreise von Bozen scheint lang, doch bereits bei der Ankunft werde ich mit einem Panorama entschädigt, dass man nur noch als kitschige Postkarten-Idylle bezeichnen kann. Eine Brücke führt über die Gader zum Festivalgelände und ich merke, dass ich auf dem richtigen Weg bin: In den leuchtenden Nationalfarben Jamaikas steht auf einem Schild “Gadersound”. Das Festivalbändchen umgebunden, trete ich in eine Welt abseits von Deadlines und Alltagsstress ein: Selten konnte ich so viele lachende Gesichter in so kurzer Zeit ausmachen.

Während verschiedene Schmuck-, Essens- und Kleiderstände, sowie eine Chill-Area zum kurzen Verweilen einladen, wird bei der Bühne bereits getanzt: Skayaman aus Schottland lassen die Menge mit ihren tiefen Reggae-Bässen vibrieren. Der Wettergott meint es gut mit Gadersound, hat man mir doch von den eisigen Temperaturen der vergangenen Jahre erzählt. Davon ist nichts zu spüren, die Sonne, Sinnbild und Zeichen für das Gadersound, scheint das Festivalgelände aufgewärmt zu haben. Oder aber es liegt am konstanten Bewegen meiner Beine, dass Kälte ein Fremdwort für mich wird. Dies ändert sich auch nicht mit der nächsten Band: Shanti Powa, die Lokalmatadoren, wenn es um Reggae in Südtirol geht, betreten die Bühne. Bereits beim Soundcheck ist die Aufregung deutlich zu spüren. Als die ersten Töne zu hören sind, rastet das gesamte Publikum aus: Die Menge tanzt, ein Halten gibt es nicht mehr. Die Peaceful Warriors wollen allerdings bei all den Good Vibes ihre Mission nicht vergessen: Politische Ansagen sollen Gadersounds Partymeute auch zum Nachdenken bringen.

Politisierend geht es schließlich mit Wicked & Bonny weiter. Das Duo aus Schlanders mit ihrem Robot-a-Dub-Sound lässt Gadersound noch einmal beben. Dazwischen immer wieder Ansagen wie “Free your mind and free your soul” und “Trinkwasser für alle”. Denn der gemeine Hippie im Jahr 2017 ist noch immer politisch – ein kompletter Gegensatz zu dem, womit die Jugendforscher die Generation Y schlagzeilenreif verkaufen wollen. Um 2.30 Uhr ist bereits Schluss – für Südtiroler Dorfverhältnisse relativ spät – doch Gadersounds Festivalpeople sind noch nicht reif für Zelt und Schlafsack. Die “Camping Area”, wie das Schild verrät, ist voll belegt – von so vielen Zelten träumt wohl so manch größeres Südtiroler Festival. Den Wald sehe ich vor lauter Zelten nicht und überall sitzen Grüppchen zusammen: Man hört Musik, man redet, man trinkt Bier – die Stimmung ist entspannt. Irgendwo lässt sich sogar ein Lagerfeuer finden – für alle, die der Nacht noch frönen wollen. Ich setze mich zwischen zwei der Nachtschwärmer und merke, wie freundlich und offen alle hier sind. Der Vibe lässt eher an Familientreffen denken und egal, ob wildfremder Erstbesucher oder schon verwurzelter Altbekannter – jeder ist willkommen. 

Foto: franzmagazine/Greta Stampfer

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