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July 12, 2017

Alessandro Sciarroni, Choreograph, Performer und Schuhplattler @ Tanz Bozen

Greta Stampfer

“Stilbruch vom Feinsten”, so könnte das Motto von Alessandro Sciarroni lauten. Der italienische Choreograf machte sich im Jahr 2012 ins Pustertal auf, um dort das Schuhplatteln zu lernen. Am 13., 20., und 27.7.2017 bringt Tanz Bozen das daraus entstandene, konzeptuelle Stück “FOLK-S”, welches Tradition und Moderne vereinen will, nach weltweiten Erfolgen endlich nach Südtirol ins Museion. Am 17. Juli um 20 H treten übrigens die Schuhplattler der Volkstanzgruppe Villanders auf dem Verdiplatz vor dem Stadttheater Bozen auf.

Wie entstand die Idee zu FOLK-S? 

Alles begann damit, dass ich vor vielen Jahren die CD eines irischen Sängers entdeckte, welche auf dem Cover eine Fotografie eines traditionellen Schuhplattlers hatte. Es war ein unglaublich inspirierendes Bild, welches mich augenblicklich packte. 

Der Schuhplatter ist ein traditioneller Tanz des Alpenraumes: In Bayern, Österreich, aber auch Südtirol gehört er zum Standardrepertoire des Volkstanzes. Wie lässt sich deine Faszination für diesen doch sehr traditionellen Tanz erklären?

Es war ein zufälliges Entdecken dieses Tanzes, mehr Intuition, als ein erklärbares Motiv. Mich interessiert die Schönheit und Geschichte hinter diesem Tanz, auch weil die Geschichte des Schuhplattlers, sowie die damit einhergehende geschichtliche Periode, kontrovers ist. Das Wechselspiel zwischen Tradition, die alswichtig wahrgenommen wird, da sie zwischen Haus, Familie und Gesellschaft vermittelt, aber auch die Enge, die von Tradition ausgeht, die oft Angst macht und uns einschränkt, haben mich fasziniert.

Die Performance zu Folk-s wurde bereits in verschiedenen Orten, unter anderem Vancouver und Straßburg, gezeigt. Was zeichnet die Performance in Bozen aus? 

Ich arbeite mit dem Videokünstler Karim Zeriahen zusammen, was bedeutet, dass an der Außenseite des Museions seine Videoinstallation gezeigt wird. Außerdem zeichnet sich das Museion durch seine Größe aus: Es besteht die Möglichkeit den Raum sehr frei zu nutzen. Vom räumlichen Aspekt her ist es die bisher größte Performance. 

Wie war bisher das Feedback zu Folk-s? 

Bisher war die Resonanz ausgesprochen gut. Das Publikum war oft von der Schwierigkeit des Tanzes beeindruckt, insbesondere, da der Schuhplattler normalerweise mit dem Motiv des Volksfestes verbunden wird. Das bedeutet für unsere Version, die sich eher auf den Aspekt des Essentiellen stützt, natürlich einen Moment des Erstaunens. Außerdem war die Resonanz insofern positiv, da das Wechselspiel zwischen Schönheit und Schwierigkeit der Schritte als innovativ wahrgenommen wurde. 

In der Centrale Fies in Dro im Trentino zeigst du vom 21. bis 29. Juli auch eine Fotoausstellung, deine allererste. Worum handelt es sich hierbei? 

Es handelt sich um meine Fotografien, die seit den 90er Jahren entstanden sind. Die Palette reicht von Tierfotografien bis hin zu privaten Fotos von meinen Freunden, meiner Familie, aber auch von mir als Kind. Kurz gesagt: Eine Mischung aus Bildern, die mich als Künstler, aber auch als Privatperson, beeindrucken und inspirieren.

Du verbindest mit Folk-S die Idee der Kontinuität, also einen Tanz, der sich so lange weiterführt, dass er nahezu in einem Mantra ausartet. Wie äußert sich das? 

Die Idee der Kontinuität entstand mit Folk-s, allerdings ist die Kontinuität hierbei eindeutig  von der Konzentration der Tänzer, also der Energie der Gruppe, aber auch der Energie des Publikums abhängig. Deshalb soll die Performance auch von Spontanität geleitet werden. 

Foto: Andrea Macchia

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