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April 7, 2017

E TE TSE #11
Aprilaffen

Michael Brugger

März ist rum, schon wieder ein Monat des Jahres 1 n. Ob. verschwendet. Und wem gerade nicht diese ach so wohlig warmen, wundervollen und wonnigen Frühlingsgefühle die grauen Zellen betäuben, der muss sich entweder von einem Haufen rosa bebrillter Turteltäubibärlis und Pupselnäschenwonneproppen den Snapchat-Posteingang vollspammen lassen oder sich mit einer Horde schwarz bemalten Frühjahrsdepridrachen herumschlagen. So oder so, denen, die gerne ihre Ruhe haben, rate ich, sich im April in einem lärmdichten Bunker zu verschanzen.

April ist der inoffizielle Monat des Hasses und der Miesepetrigkeit. In meinem direkten Umfeld gibt es keinen Tag, an dem nicht jemand herumschreit, grölt oder heult (letzteres könnte vielleicht auch an den Allergikern liegen, wenn ich es mir recht überlege). Schon mit der Schulglocke die Routinemoralpredigt an die ganze Klasse, dass, würden wir uns so nächstes Jahr an der Uni verhalten, wir gleich zuhause bleiben könnten. Später irgendwelcher Zickenkrieg, wovon ich sowieso nie den Grund mitbekomme, weil dem einzigen Jungen in der Klasse ja niemand etwas sagt. Um Punkt 11:57 dann das Herumgeheule wegen irgendeiner ungerecht gegebenen Note. Sind dann alle daheim, geht das Gelästere auf WhatsApp los.  

Das liegt daran – und da sind sich führende Experten sicher, dass der kleine Becken schlagende Affe, der auch im Kopf von Homer Simpson sitzt, langsam aus dem Winterschlaf erwacht. Das ist auch der Grund, warum Schulferien im Sommer sind. Der kleine Becken spielende Affe merkt aber, „Oh, meine kleinen Becken spielenden Affenfreunde sind noch nicht alle wach. Ich sollte sie lieber wecken bevor sie verschlafen!“. Und der kleine Becken spielende Affe übernimmt die Kontrolle und versucht seine ganzen Freunde aufzuwecken, indem er so Nerv tötend und unausstehlich, wie möglich ist. Und der kleine Affe tobt und wütet und gibt sich richtig viel Mühe. Was er nicht weiß, ist, das macht Probleme. Während er noch schläft, kann sich jeder Mensch hervorragend konzentrieren, die besten Noten in der Schule werden geschrieben, die meiste Arbeit im Job wird erledigt – der Mensch ist produktiv. Doch wacht er auf und beginnt zu wüten und Lärm zu machen, ist es erstens mit der Konzentration und der Motivation zu Ende und alle Menschen, in deren Köpfen der kleine Affe noch schläft, sind genervt. 

Es gibt aber auch Leute, bei denen hat der Affe so gut geschlafen, dass er, sobald er aufwacht, anfängt zu singen. Der kleine Becken spielende Affe hat so eine schöne Stimme, dass er seine Becken überhaupt nicht spielen muss. Und die vom Gesang verzauberte Person verfällt in einen Rauschzustand ununterbrochenen Glücks. Für Außenstehende kann der abwesende Blick und das honigkuchenpferdeartige Grinsen bisweilen auch unheimlich erscheinen, doch sie fühlen sich generell nicht davon gestört. Von Nicht-Psychologen wird dieses Phänomen als Frühlingsgefühl bezeichnet.
Der kleine Becken spielende Affe ist etwas, das jeder von uns in sich trägt, und ich kann jedem versichern, wenn er aufwacht, ist jeder gleich unerträglich für alle anderen, deren Affe noch in der Falle liegt und ausschlafen will.

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