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January 2, 2017

Kampf der Informationsflut
Musteus von Arno Pertl

Kunigunde Weissenegger

Er sagt Facebook und Co nicht den Kampf an, nein. Sein soziales Netzwerk blickt weiter: Wenn sich Userinnen und User mit übervollen Pinnwänden herumschlagen und ihren Streams nicht mehr folgen können, kann Arno Pertl mit Musteus Abhilfe verschaffen. Wir haben nachgehakt.  

Du hast mit deinem Projekt bereits etliche Preise gewonnen. Was ist Musteus? Was kann’s, was andere Netzwerke nicht bringen? 

Musteus ist ein neuwertiges Social Medium, in dem sich die Follower von Profilen nur jene Themen aussuchen können, zu denen sie dann auch Informationen, also die Posts, erhalten wollen. 

Wer steckt dahinter? 

Gegründet wurde das Unternehmen von mir. Dem Team haben sich dann Raffael Pace und später Matthias Radmüller angeschlossen, die als Designer und Programmierer mitarbeiten.

Warum hast du das Projekt gestartet? Welchen Anlass gab’s? 

Ich hatte bereits 1996 ein Start-up gegründet und eine der ersten Plattformen für Immobilien entwickelt. Leider waren wir aber damals der Zeit voraus, da Internet noch gar nicht verbreitet war und auch die Leute dessen Potential noch nicht erkannt hatten. Vor Musteus war ich als Fotograf tätig und habe so auch die Entwicklung der Fotografie vom Analogen zum Digitalen miterlebt und gesehen, dass die Gesellschaft bereit war, das Digitale in seinen verschiedenen Formen anzunehmen. Es gibt zwar immer noch Personen oder auch Länder, die etwas nachhinken, aber der Weg war geebnet.
So habe ich mich 2014 entschieden, dieses neue Projekt anzugehen. Hauptgrund war eigentlich, dass wir oft Informationen nicht bekommen, beziehungsweise täglich einer Informationsflut von für uns unwichtigen Informationen ausgesetzt sind. Zuerst haben wir einen Suchmotor entwickelt, da aber die Suche in externen Seiten zu viele technische Probleme und Kosten verursachte, ist Ende 2015 die Entscheidung gefallen, eine eigene Plattform zu entwickeln, auf der dann jeder (Private, Unternehmen, Vereine usw.) ein eigenes Profil anlegen kann, um von den Vorteilen von Musteus profitieren zu können. Musteus Arno Pertl South Tyrol Social MediaWarum glaubst du an den Erfolg von Musteus?

Weil jeder von uns das Problem kennt und jeden Tag eine Unmenge an Informationen erhält, zu oft auch solche, die ihn überhaupt nicht interessieren; oder jene Informationen nicht erhält, die für ihn aber wichtig wären. Mit Musteus dagegen bekommt jeder nur genau die Informationen von den Profilen, denen er folgt und die ihn auch interessieren. So sinkt die Informationsflut und die Aufmerksamkeit, die man dann den erhaltenen Informationen schenkt, steigt. Auch kann man den Trend beobachten, dass Privatpersonen auf Social Networks immer weniger schreiben, diese Kanäle jedoch vermehrt als Informationsquellen nutzen – Musteus geht genau in diese Richtung und ist als Kommunikationskanal besser geeignet als andere.

Was bringt mir nun Musteus als Einzelperson, was als Unternehmen?

Du kannst über unser System als Einzelperson sowie als Unternehmen anderen Profilen folgen und auch ein eigenes Profil anlegen. Ein großer Vorteil der NutzerInnenprofile auf Musteus.com ist, dass du sogenannte Themen anlegen kannst und dass alle Posts, die darin veröffentlicht werden, eine Reichweite von 100% haben, was in den anderen Social Networks nicht mehr der Fall ist. Wir sind also ein demokratisches Medium, in dem die UserInnen selbst entscheiden können, wem sie folgen möchten, und sie dies dann auch erhalten, ohne dass ein Algorithmus für sie entscheidet.
Weiters haben wir auch die Musteus-Lounge geschaffen – es ist dies ein Lokal im Zentrum von Bozen, in dem sich jeder nach Voranmeldung kostenlos beraten lassen kann. Damit möchten wir die Bedürfnisse unserer UserInnen kennen lernen, um Musteus gezielt weiter zu entwickeln. Mit der Musteus-Lounge sind wir, was die NutzerInnennähe angeht, den anderen Social Media voraus.

Warum ist Südtirol der beste Ort, um ein neues Social Media zu starten? 

Ehrlich gesagt, kann ich noch nicht sagen, ob Südtirol der beste Ort ist, um ein Social Media oder überhaupt ein Start-Up zu starten. Es wird in Südtirol und Italien zwar immer viel von Innovation gesprochen und davon, wie man Köpfe wieder zurückbringt, doch wenn es dann um das Praktische geht, verstehe ich gut, warum es viele ins Ausland zieht. Es wäre besser, wenn man darauf achten würde, wie man Innovation betreibt, damit die Köpfe nicht erst weg gehen. Dazu fällt mir das Sprichwort ein “Der Sieger findet für jedes Problem eine Lösung. Der Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem.”
Da wir mit Musteus erst gestartet sind, ist es jetzt zu früh, eine Antwort auf diese Frage zu geben, aber da neben Privaten auch Firmen, Vereine, öffentlichen Einrichtungen usw. diesen Kanal für ihre Kommunikation nutzen können, werden wir schon in ein paar Monaten sehen, wie die SüdtirolerInnen Innovationen gegenüber stehen. 
Ich würde mir wünschen, dass die Leute wieder mehr Mut haben, etwas Neues zu testen und nach Lösungen zu suchen, da ich grundsätzlich davon überzeugt bin, dass Südtirol dazu das Potenzial hat!

Foto: Musteus-Gründer Arno Pertl in der Musteus-Lounge im Zentrum von Bozen

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