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September 26, 2016

Ai, Mimamusch, das Südtiroler Rainhard Sonnenberg Seminar kommt!

Kunigunde Weissenegger

Wir sind überzeugt davon! …ob wir auch bereit dafür sind, erfahren wir spätestens von 30. September bis 29. Oktober 2016 (jeweils Fr + Sa von 20-4 Uhr) in Wien: Das Rainhard Sonnenberg Seminar ist erstmals als einzige und erste Südtiroler Theaterformation beim legendären MIMAMUSCH dabei. Seit 2006 (bis letztes Jahr im Ragnarhof in der Grundsteingasse und dessen Umgebung) findet das Festival für Kurztheater in Wien statt. Heuer zum Zehnjährigen zieht das publikumsnahe Theaterspektakel in neue Spielstätten verteilt über die ganze Stadt. Programm sind kurze Theaterstücke von ungefähr 20 Minuten, und das Publikum bestimmt selbst, was es sich ansieht. Die Gage kommt und geht von den ZuseherInnen direkt an die SchauspielerInnen in einen Hut oder Topf or whatever. 

Wie erwähnt, sind 2016 mit dem Rainhard Sonnenberg Seminar auch Stefan Kaserer als Raúl Castro, Thomas Pichler als Fidel Castro, Thomas Ploner als Ernesto Che Guevara und Brigitte Knapp als Regisseurin beim 10. Mimamusch dabei. Das Rainhard Sonnenberg Seminar exportiert das Stück namens „Raúl Castro – Mein K®ampf“ nach Vienna. 

Genug der Worte meinerseits! Wir haben Ernesto, Fidel und Raúl vorab um ein paar einführende Worte gebeten. – Wer sind die Drei? – Idole? Freiheitskämpfer? Opportunisten? Größenwahnsinnige? – Oder läuft’s eh alles auf dasselbe hinaus…? In einer heißen Nacht in La Habana wird sich dies und das offenbaren… Bevor die drei Mannsbilder und  palavern, vorab das Wort an die (egal was andere in diesem Interview behaupten) eigentliche Chefin, nämlich die Regisseurin.Reinhard Sonnenberg Seminar Mimamusch RaulCastro-MeinKRampf 03

Worauf sollten sich die Wienerinnen und Wiener vorbereiten? 

Brigitte Knapp: Auf sehr dichte bild- und wortgewaltige 15–20 Minuten! So mancher überraschte Lacher bleibt einem vielleicht im Hals stecken.

Was habt ihr euch vorgenommen? 

Brigitte Knapp: Die Geschichte eines Menschen zu erzählen, der an einer Lebenskreuzung steht: Soll er seinem eigenen, ganz persönlichen Ideal folgen oder einem gemeinsamen, übergeordneten, das ihn mit seinem Bruder und seinen Mitkämpfern verbindet? Diese Entscheidung muss in unserer Fiktion der ca. 30-jährige Raúl Castro treffen. Ihm gegenüber steht die Figur des Che Guevara, das Idol, der Mythos, der sich selbst als Wirklichkeit gewordenes Ideal empfindet und für seine Utopie des “Neuen Menschen” über Leichen geht. Gleichzeitig Gegenspieler und auch Freund für Raúl ist sein Bruder Fidel Castro, der Denker, Philosoph und unberechenbare „Máximo Líder“. Er trifft in Kuba die Entscheidungen, er hat seine Revolutionäre in der Hand, er ist ohne seinen Bruder, dem Mann im Hintergrund, verloren. Wir nähern uns dem vorgegebenen Thema „Ideal und Wirklichkeit“ also einerseits auf der persönlichen Ebene und andererseits auf der politischen mit der Frage, was extreme politische Utopien (des 20. Jahrhunderts) für das einzelne Individuum bedeuten?  Reinhard Sonnenberg Seminar Mimamusch RaulCastro-MeinKRampf 02

Ernesto, Fidel, Raúl und Frau Castro, was habt ihr gemein?

Ernesto Che Guevara: Wir mögen Zigarren, Rum und unser geliebtes Kuba. Genauso haben wir etwas gegen diese zurückgebliebenen Imperialisten.
Raúl Castro: Wir sind alle drei der Meinung, den jeweils beiden anderen überlegen zu sein.
Fidel Castro: Unser Ziel! Kuba in die Unabhängigkeit zu führen und aus den Zwängen des Imperialismus zu lösen.
Celia Sánchez: Wir wissen alle, wie wir Fidel unter die Arme greifen können, um ihn als denjenigen dastehen zu lassen, der er zu sein scheint.

Was unterscheidet euch voneinander?

Ernesto Che Guevara: Ich bin der Einzige, der die Revolution nach Außen tragen kann und hab den besten Kleidungsstil. 
Raúl Castro: Nur ich habe Recht damit. (siehe vorige Frage, nämlich den jeweils anderen beiden überlegen zu sein)
Fidel Castro: Nichts.
Celia Sánchez: Die Mittel, die wir benötigen, um Fidel zu besänftigen. 

Wer hat die Hosen an?

Ernesto Che Guevara: Das gemeine Volk.
Raúl Castro: Was soll die Frage? In Kuba sind alle Männer Hosenträger.
Fidel Castro: Ich.
Celia Sánchez: Ich. Reinhard Sonnenberg Seminar Mimamusch RaulCastro-MeinKRampf 05

Was ist schön in La Habana?

Ernesto Che Guevara: Dass es das Zentrum der Revolution ist.
Raúl Castro: Auf der Plaza de la Catedral mit einem Glas Rum und einer Zigarre zu sitzen und über Baseball zu diskutieren.
Fidel Castro: Villa San Cristóbal de la Habana ist das Zentrum meiner Welt, meiner Macht, meines Lebens. La Habana ist das Nervenzentrum der Revolution und das sieht man in jeder Gasse und an jeder Fassade. 
Celia Sánchez: Die abendlichen Spaziergänge entlang der Malecón am Meer mit Fidel, es leuchtet das röteste Abendrot der Welt. 

Lieblingswort?

Ernesto Che Guevara: Neuer Mensch.
Raúl Castro: Krieglein.
Fidel Castro: Was? 
Celia Sánchez: Frau Castro. 

Lieblingsmusik?

Ernesto Che Guevara: Buena Vista Social Club – Hasta Siempre
Raúl Castro: Orquesta Aragón.
Fidel Castro: Yankee doodle went to town / riding on a pony / stuck a feather in his hat / and called it macaroni / Yankee doodle keep it up / yankee doodle dandy / mind the music and the step / and with the girls be handy.
Celia Sánchez: Das Jammern eines gegeißelten Yankees. 

Lieblingsurlaub?

Ernesto Che Guevara: Südamerika-Roadtrip mit meinem Kumpel Alberto.
Raúl Castro: Santiago de Cuba.
Fidel Castro: Moskau.
Celia Sánchez: Santa Clar. 

Lieblingsbuch?

Ernesto Che Guevara: Karl Marx und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. – Hammerstück.
Raúl Castro: “El negrero” von Lino Novás Calvo.
Fidel Castro: The Prison Letters of Fidel Castro.
Celia Sancez: Dostojevski – Der Idiot. Reinhard Sonnenberg Seminar Mimamusch RaulCastro-MeinKRampf 04

Brigitte Knapp, freie Schauspielerin und Autorin mit gelegentlichen Seitensprüngen ins Regiefach, ist seit der Jahrtausendwende regelmäßig auf den verschiedenen Bühnen der Welt mit Nabel Bozen vertreten. Sie feierte Uraufführung von zahlreichen Theaterstücken und auch Hörspielen. Nach der Veröffentlichung ihres Hörbuchs „Joachim Mustermanns Second Life“ (Label: Lagrind Noire) folgte im Herbst 2015 der Erzählband „Aurora“ (Verlag: Edition Laurin). Für „Raúl Castro – Mein K®ampf“ spinnt sie Text und Regie. www.brigitteknapp.com

Stefan Kaserer, geboren 1987 und aufgewachsen in Südtirol. Erste Schauspielerfahrung: Als Kind oft mit Macaulay Culkin verwechselt worden. Ok, zählt nicht. Erste Bühnenerfahrung bei der Mini-Playback-Show. Muss zählen. Zwei Siege und zahlreiche Groupies. Schule trotzdem souverän geschafft. Anschließend BWL-Studium in Innsbruck. Auslandssemester in Buenos Aires. Beste Entscheidung seines Lebens. Durch seine Spanisch-Kenntnisse zu einem Job gekommen. In Spanien. Es folgten England und die USA. Anschließend zurück in die Heimat. Hauptsächlich wegen Ra.So.Se, seine große Leidenschaft, wo er Produktion und Schauspiel vereinen kann. Bisher zu sehen in: Wie das Leben so spielt, Romeo und Julia, Jahreswechsel, Blut auf Eis, Liliom. Für „Raúl Castro – Mein K®ampf“ agiert er als Schauspieler

Thomas Pichler, geboren im Mai 1985, aufgewachsen in Tramin, Italien. Schulabbruch in jungen Jahren und 2 Jahre Aufenthalt im Norden Finnlands. 9 Jahre Sport und zumindest einen mentalen Interessenskonflikt später, zurück auf der Suche nach einem Platz zwischen den Stühlen. 308 Tage Weltreise und Ra.So.Se haben ihn etwas näher an sein Ziel gebracht. Hebamme dieser Idee. Zuletzt auf der Bühne bei: Blut auf Eis und Liliom. Für „Raúl Castro – Mein K®ampf“ gibt er sich als Schauspieler.

Thomas Ploner, wurde 1985 in Bozen geboren. Hat BWL in Bozen und Hamburg studiert. Nach 3 Jahren Vermarktung von glutenfreien Lebensmitteln wurde es ihm zwischen den Dolomiten zu eng,  ausgewichen nach Wien. Dort wurde er, als leidenschaftlicher Musikliebhaber, in die Musikindustrie aufgenommen. Mitglied und aktiv seit einem Jahrzehnt beim heimischen Dorftheater-Verein am Ritten in Südtirol. 2012 Gründungsmitglied des Theaterkollektives Rainhard Sonnenberg Seminar (Ra.So.Se), welches es sich zur Aufgabe gemacht hat Stücke zum Nachdenken in speziellen Spielstätten in Südtirol zu produzieren. 3 Stücke produziert und in 2 mitgewirkt. Nicht mehr aktiv seit er in Wien ist, deswegen wurde Ra.So.Se kurzerhand für Oktober nach Wien verfrachtet. Für „Raúl Castro – Mein K®ampf“ ist er wieder mal Schauspieler.

Und viele andere, scheint’s: Maria Holzner, seit 2011 freiberufliche Texterin bei InkTank, danke für die Konzepte für Mimamusch 2016. Jakob, fürs Hockeyspiel mit Baseballschläger. Kleinkunsttheater Carambolage, fürs Bereitstellen der Räumlichkeiten zum Proben und für die Kinosessel. Johannes Andresen, Direktor der Landesbibliothek Tessmann, fürs Bereitstellen der Bibliothek für Dreharbeiten. Stefans Schwager, für Garage in Innsbruck. Architekt blablabla, fürs Plotten. Simone Pichler, Buchbinderin, Kleberin und zuunseremglücknieneinsagerin. Christine Pichler, Hauptberuflich Mutter eines 31 jährigen Kleinkindes, Bastelkönigin. Norbert Pichler, erster Gehilfe der Bastelkönigin. Christoph Mumelter, freizeitlicher Sicherheitsbeauftragter des Flughafens Bozen, für die Erlaubnis weiter zu drehen. ÖBB, fürs Fanticket. 

Alle Fotos: Rainhard Sonnenberg Seminar 

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