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September 20, 2016

Trienala Ladina 2016:
Fokus auf Notta Caflisch

Allegra Baggio Corradi
Von 10. September 2016 bis 11. Juni 2017 ist im Museum Ladin Ćiastel de Tor in St. Martin in Thurn die 5. Trienala Ladina mit dem Titel „High Five“ und den Werken von 6 Kunstschaffenden aus ladinischen Regionen zu sehen: Notta Caflisch (CH), Gabriele Grones (I), Hubert Kostner (I), Nessi (D), Simon Perathoner (I), Andreas Senoner (I).

Die Churer Künstlerin Notta Caflisch wird auch “Illustratorin des Zeitgeschehens” definiert: In ihren plastischen Werken beschäftigt sie sich hauptsächlich mit sozialen Themen. Die vermeintliche Festhaltung an Werten scheint das Leitmotiv von Nottas Werk zu sein, wobei sie gemeinsame Objekte zu Erinnerungstücken einer entfernten Vergangenheit macht. Eine moderne Götze – ein galvanisch vergoldeter Plastikschuh – steht für die Vergegenständlichung einer zeitgenössischen Gewohnheit: der materialistischen Sklaverei. Notta Caflischs Beteiligung an der Trienala Ladina 2016 kann man in dieser Hinsicht als die Lektüre einer kulturellen Minderheit (die ladinische Kultur) über universelle Symbole interpretieren.

Wie bedeutend sind deiner Meinung nach, Projekte wie di Trienala Ladina, welche die ladinische Kultur mit dem Zeitgenössischen in Verbindung bringen? 

Institutionen wie das Museum Ladin finde ich sehr wichtig, denn sie fördern das Bewusstsein der ladinischen Kultur und erfüllen in dieser Funktion einen gewissen Minoritätenschutz. Mit der Trienala Ladina werden nun die Türen in verschiedene Richtungen geöffnet. Dies bietet uns Kunstschaffenden natürlich Gelegenheit unsere Arbeiten zu präsentieren, aber auch sowohl für uns Künstler als auch für den Besucher Raum für Reflektion.

© Katharina Lütscher_notta caflisch_allegra baggio corradi_trienala ladina 2016_franzmagazine_01

Denkst du, dass die Trienala Ladina Auswirkungen auf das gemeinschaftliche Verständnis der ladinischen Kultur hat? Inwiefern?

Das hoffe ich doch sehr! ;-D Einen Großteil leistet das Museum schon mit seiner regelmässigen Tätigkeit. Für die Trienala wird das Museum geöffnet und es können neue Bezüge entstehen. Bereits das Zusammentreffen der Künstler aus verschiedenen Regionen in Verbindung mit dem Museum schafft eine starke, verbindende Wirkung. Unsere Arbeiten also, in Kombination mit dem Museum, werden hoffentlich auch auf die Besucher ‘abfärben’.

Was bedeutet es, im Jahr 2016 eine ladinische Künstlerin zu sein? Worin unterscheidet es sich allgemein Künstlerin zu sein?

Ich denke jeder Mensch und somit auch jeder Künstler hat eine Geschichte, eine Kultur, auf die er zurückgreifen kann. Ob sie nun sehr reichhaltig ist oder im schlimmsten Fall einem sogar geraubt wurde – es ist das, worauf man zurückgreifen kann, wie auf einen Rucksack bei einer Wanderung. Muss aber nicht. Oft denke ich aber auch, dass die Herkunft überbewertet ist. Klar, prägt einem die Herkunft. Doch nicht so sehr wie die gegenwärtige Gesellschaft. Deshalb finde ich die Förderung der Kultur (und dazu gehört auch die Förderung des Bewusstseins für die eigene Herkunft) so wichtig. Das Gegenwärtige ist aber auch wichtig – und das macht die Trienala Ladina. Notta Caflisch REFUGE_Tent

Denkst du, dass Kunst nur Möglichkeiten eröffnen kann, wenn sich eine Künstlerin ihrer Identität bewusst ist?

Sicher – das wäre eben der sogenannte “Rucksack” – wenn wir diesen öffnen, reinschauen und reflektieren fördert das im Idealfall auch das eigene Bewusstsein. 

Was hast du für diese Edition der Trienala Ladina geschaffen? Worin besteht deine Arbeit?

Für die Trienala Ladina 2016 habe ich folgende Arbeiten neu geschaffen: HOME Morins – Goldwaage, Morins, 15 x 15 x 3 cm, 2016
STOCK The Visit – Galvanisch vergoldete Plastikschuhe, 26 x 20 x 8 cm, 2016
Und diese bestehende Arbeit wird auch ausgestellt: REFUGE Tent – Kleider, Metallstange, Seil, 200 x 180 x 180 cm, 2015

Während der Trienala Ladina hat das Publikum die Möglichkeit, mit den Werken in Dialog zu treten, sich mit ihnen auseinander zu setzen, an sie anzuknüpfen. Was im Speziellen möchtest du mit deiner Arbeit kommunizieren und bewirken?

Für diese Frage schicke ich dir den Link zu meinem Portfolio und die Projektskizze, die ich für den Wettbewerb gemacht habe.

Fotos: (1) STOCK The Visit – Galvanisch vergoldete Plastikschuhe, 26 x 20 x 8 cm, 2016. (2) (c) Katharina Lütscher. (3) REFUGE Tent – Kleider, Metallstange, Seil, 200 x 180 x 180 cm, 2015

Trienala Ladina 2016 „High Five“
Museum Ladin Ćiastel de Tor
St. Martin in Thurn, Gadertal

Vernissage: 9.9.2016, 18 H
10.9.2016–11.6.2017

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