Music

November 6, 2014

Stefano Bernardi + Daniela Cattivelli im musikalischen Dialog

Kunigunde Weissenegger

Musical Dialogues nennt sich die Reihe, in der der künstlerische Leiter Giorgio Loner an vier Abenden je zwei MusikerInnen oder Musikkollektive im Centro per la Cultura in Meran aufeinander treffen lässt. Den Anfang macht der Bozner Musiker und Komponist  Stefano Bernardi am Freitag 7. November ab H 21: Er hat sich die Musikerin, Komponistin und Performerin Daniela Cattivelli aus Bologna geholt. Experimentelle Klänge von Pneumophon (seid gespannt darauf!) und elektrischen sowie elektronischen Geräten verschmelzen mit Bird Calls (seid gespannt auch darauf!) zu einem Klangrausch. (Die weiteren Termine: 14.11. Satelliti featuring Maggico, 21.11. Camilla “All Eyes On…” + Omit Five, 28.11. Andreas Unterholzner + Walter Zanetti.)

Daniela Cattivelli arbeitet mit bekannten MusikerInnen der internationalen Experimentalmusikszene zusammengearbeitet – unter anderem mit Fred Frith – und komponiert Theater- und Tanzmusik für große italienische Tanzkollektive. Stefano Bernardi selbst bezeichnet sich als “Klangarbeiter” und nicht als Komponist, hat Punk im Blut und lebt seine Vision von Musik heute vor allem in der Improvisation aus. Er ist Teil von ziZ, des Secret Media Lab, arbeitet mit der Pianistin Francesca Aste im Duo Ubik und mit dem Kollektiv The Comfort Zone zusammen und komponiert Filmmusik für Stummfilme, Performances mit zeitgenössischem Tanz und Theater. Was ihn bewegt hat die Manipulatorin analoger und digitaler Geräte, Daniela Cattivelli, einzuladen und was uns erwarten wird, fragen wir bei ihm nach.  

Warum trittst du mit Daniela Cattivelli in musikalischen Dialog?

Wir kennen uns seit einigen Jahren und die Gemeinsamkeiten überwiegen die Unterschiede. Seit langem schon wollten wir einmal zusammen spielen und, als mich Giorgio Loner fragte, mit wem ich für die Reihe zusammen arbeiten möchte, habe ich sofort an Daniela gedacht. Es ist herrlich, wie sie die in Echtzeit generierten Töne bearbeitet. Ihr Ausgangspunkt ist dabei immer das Pneuma – Atemstoß und phonetische Artikulation – also dasselbe klangliche Thema, dem ich mich widme – nur eben auf analoge Art und Weise. Wohin verführt ihr das Publikum? 

Das Publikum geht normalerweise dahin, wo es will. Wir hingegen werden an den zwei Tagen vor dem Konzert versuchen eine ganz bestimmte Richtung einzuschlagen. Ich werde live mein Pneumophon spielen, wie schon für die Tanzperformance “Schneeweiss” von Veronika Riz. Daniela wird ihre Kompositionen spielen mit Teilen von Jagdrufen und -lauten, die sie in Echtzeit manipulieren wird. Wir werden beide Elemente miteinander mischen und aufeinandertreffen lassen sowie aufeinander reagieren: Entstehen soll  ein Ensemble, das das immer größer als die Summe von beiden ist. 

Wie unterscheidet sich ein_e KomponistIn heutzutage von den KomponistInnen von vor 100en Jahren? 

Verändert haben sich die Mittel, Instrumente und auch wirtschaftlichen und sozialen Systeme, die einem Komponisten früher ein würdiges Leben ermöglicht haben. Ich habe das Glück, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die Komposition studiert haben oder am Konservatorium unterrichten oder Leute, die Punk Rock oder experimentelle Musik machen, und ich versuche immer dazu zu lernen, aber ich bezeichne mich nicht als Komponist. Meine Anschauung des Phänomens “Musik” ist nicht akademisch und sehr transversal. 
Ich glaube jedoch, dass die treibende Kraft dieselbe wie vor vielen Jahren ist: Ideen bekommen eine musikalische und klangliche Form, in einer begrenzten Zeit, mit bestimmten Instrumenten, natürlich für aufmerksame ZuhörerInnen. Die Zeit wird zeigen, was davon inhaltlich wertvoll ist und auch in 20, 50 oder 200 Jahren noch gilt.

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