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October 10, 2014

Manuela Dasser, Maria Pezzedi, Ursula Tavella: Zeichnung im Schwebezustand

Kunigunde Weissenegger

Hart und zart sind ihre Zeichnungen. – Zurückhaltend kraftvoll erzählen sie mit nahezu sparsam gehaltenen Linien, Zeichen und Farben Geschichten und Erfahrungen von Menschen und Kreaturen. Zwischen den Zeilen lesen, inne halten können – das solltet ihr bei der Gemeinschaftsausstellung “Sëgns” von Manuela Dasser, Maria Pezzedi und Ursula Tavella. Und diese Punkte könnten als rote Fäden der Ausstellung der drei Künstlerinnen aufgezählt werden. Ansonsten sind ihre Betrachtungsweisen und Positionen unterschiedlich und abwechslungsreich. 

Manuela Dasser, Jahrgang 1984, aus St. Martin in Thurn, hat in Bozen Grafik und Design studiert und ist dort mit einigen spannenden Projekten aufgefallen (u. a. dem Kinderbett “quattro per tutti”). Die Zeichnung bedeutet für sie eine Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, Erinnerungen und Gefühle wortlos zu kommunizieren. “Bei der Ausstellung –  meinem Experimentierfeld, wie ich es nenne – präsentiere ich eine Arbeit, die ich im Rahmen eines Typografie-Kurses als Übung begonnen habe: Ich erzähle, ohne Worte, mit Symbolen und Farben, in Zeichnungen, die Sage von Karl dem Großen (Italo Calvino 1985).” Ihre Ausstellungsarbeiten umfassen diverse kleine Bücher zu 16 Seiten und je nach Inhalt mit verschiedensten Techniken und Methoden ausgearbeitet und gedruckt. “Ich habe mich auf das Thema Kommunikation konzentriert,” meint Manuela Dasser, “bei Missverständnissen, beim Übersetzen und Dolmetschen. – Ausgehend von Wörtern, die eindeutige Bedeutungen haben und in Zeichen übertragen werden – wobei Zeichen aber weder Alphabet noch Regeln haben wie die Schrift.”  Ursula TavellaUrsula Tavella, Jahrgang 1980, aus Wengen zeichnet mit wenigen sicheren und direkten Linien: Ihre monochromatischen, im Format A3 großen Zeichnungen muten deshalb spontan und skizzenhaft an – Ursula Tavella arbeitet in Mischtechnik auf Papier und verwendet Bleistift, Tusche und Acryl. Oft stellt sie menschliche Figuren und Tiere in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten – losgelöst von räumlichen und zeitlichen Koordinaten. “Es ist eine Mischung aus Personen und Tieren; eine Unterscheidung ob Tier oder Person ist nicht ersichtlich, glaube ich. Kreaturen im Nichts, allein,” meint Ursula Tavella. Es scheint, als ob ihre Zeichnungen in der Leere schweben würden. – Irgendwie vermitteln sie ein Gefühl der Verwirrung. Die Künstlerin fügt hinzu: “Wenn sie sprechen könnten, würden sie uns von ihren Ängsten erzählen, und von ihrer Existenz als Person…”Maria PezzediFür Maria Pezzedi aus Sankt Kassian und Jahrgang 1977 stellt die Zeichnung eine Möglichkeit dar, ihrer persönlichen Phantasiewelt Form zu geben und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Der Charakter ihrer Arbeiten ist durch Einfachheit und Essentialität gekennzeichnet. “Mich reizt es, den Effekten verschiedenster Techniken nachzuspüren und damit “kleine” phantastische Situationen zu visualisieren, die bei den BetrachterInnen ein Gefühl von Leichtigkeit und Unbeschwertheit hinterlassen,” meint Maria Pezzedi über ihre Arbeiten. 

Zu sehen ist die Kollektivausstellung der drei jungen Künstlerinnen bis 27. Oktober 2014 (Mo–Sa H 10–12 + H 16–19, So H 10–12). – Sie beschließt die von Katharina Moling kuratierte Ausstellungsreihe 2014 des Ladinischen Kulturinstituts Micurà de Rü in St. Martin in Thurn. Die Eröffnung ist am Freitag am 10.10.2014 um 20.00 Uhr. 

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