“Bruder am Seil” Nicolas Favresse

Die Favresse-Brüder sind eins der 14 Brüderpaare des neuen im Raetia-Verlag erschienenen Buches von Katja Solderer und Clemens Kratzer “Brüder am Seil”. “Dramen, Erfolge, Geschichten” ist der Untertitel, den die Autorin und begeisterte Bergsteigerin aus Bozen und der aus Niederthann stammende und seit Kindheitstagen bergaffine Autor dem Buch gegeben haben. Die Aufzeichnungen reichen vom Interview mit den Huber-Buam, über ein Portrait der forschenden, fotografierenden, malenden Schlagintweit-Brüder – Entdecker, Abenteurer und Bergsteiger, über die Geschichte von Georg Kronthaler, der seinen verunglückten Bruder Markus aus dem Schnee holte, über die führerlosen Akademiker Otto und Emil Zsigmondy bis hin zum Interview mit den ehemaligen exzellenten Sportkletterern Andreas und Christian Bindhammer, der Tragödie der Messner-Brüder, dem Portrait der Goldbrüder Franz und Toni Schmid, der belgischen Zauberer Nicolas und Olivier Favresse, der Geschichte über das eingespielte Kletterbrüderpaar Claude und Yves Remy oder der Sextner Bergführer Johann und Michael Innerkofler (“ein Berg ischt wie der andere, schwerer sind nur der Elfer und der Zwölfer…”), der Erzählung über die baskischen Wahnsinnskletterer Eneko und Iker Pou oder die Halbbrüder Willy Merkl und Karl Maria Herrligkoffer (letzterer führte Prozesse gegen Reinhold Messner), einem Portrait der Südtiroler Riegler-Brüder, der US-Amerikaner Sean und Timmy O’Neill – ersterer querschnittsgelähmt. 

“Die Auswahl für das Buch,” so Katja Solderer bei der Buchvorstellung, “wurde aufgrund der besonderen Beziehung der Brüder zueinander getroffen. Kronthaler hat beispielsweise Unmögliches realisiert und seinen toten Bruder geborgen, Sean O’Neill ist im Rollstuhl und klettert trotzdem mit seinem Bruder. Bei den Riegler-Brüdern sind Konkurrenz und Unterschiede ziemlich ersichtlich: Alexander wägt alles ab, Thomas ist offener. Diese Rivalität und gleichzeitige Wertschätzung zeichnet die Marke Huber-Buabm aus.” Auf die Frage, warum es denn keine Schwestern gäbe, meint Solderer sie hätten das Niveau ziemlich hoch halten wollen und sich deshalb zunächst auf kletternde Brüder konzentriert.

Mit von der Partie, wie gesagt, auch Nicolas und Olivier Favresse – Nicolas Profikletterer und Musiker, Olivier Tischler und Kletterer. “Sie sind vermutlich das Brüderpaar mit dem geringsten Konkurrenzdenken untereinander.” – So der erste Satz ihres Portraits im Buch. Nicolas Favresse bestätigt diese Aussage bei der Buchvorstellung im Filmclub Bozen Ende April: “It’s not a competition; zusammen klettern gibt Kraft und Power.” Es sei ein gegenseitiges “pushing limits”. Nicolas war auch zu einem Lokalaugenschein nach Südtirol gekommen – während des Jazzfestivals Ende Juni 2014 wird er klettern und musizieren (!). Zur Buchvorstellung brachte er von beidem eine Kostprobe mit – seine Musik ist im Hintergrund unseres Video-Interviews zu hören, die Kletterkunst war im Bildvortrag “Venezuela Jungle Jam” (13 Tage in der Wand – 500 Meter hoch mit bis zu 100 Metern Überhang) zu bewundern. franzproduction-Mann Matteo Vegetti hat Nicolas Favresse beim Lokalaugenschein für das Südtirol Jazzfestival zum Langkofel begleitet und mit ihm dort über das Leben, das Klettern und die Musik geplaudert.