Die Bäckerei in Innsbruck: viel mehr als Semmel aus Worten, Bildern und anderer Kunst

Die Bäckerei, genauer: die Kulturbackstube in der Innsbrucker Dreiheiligenstraße ist nicht nur ein vorstellenswerter Place. Es sind gleich mehrere. Die Möglichkeiten, die diese seit nunmehr etwa drei Jahren existente Location bietet, sind überaus vielfältig. Kulturelle Brötchen werden dort in vielen Knusprigkeitsstufen gebacken – aber beginnen wir etwas früher…Im ersten Weltkrieg Heeresbäckerei, später von Therese Mölk erworben und als Bäckerei geführt, dann von einer Supermarktkette genutzt, stand das Gebäude ein paar Jahre leer, bevor es das wurde, was es heute ist: ein Begegnungsraum, ein Treffpunkt der unterschiedlichsten kulturellen und gesellschaftlichen Initiativen, ein Open Space.Fast keine Profis mussten Hand anlegen, um die Räumlichkeiten zu renovieren, das DIY-Prinzip ist überall dabei, wo möglich wurden (und werden) vorhandene Ressourcen genutzt.

Und inzwischen ist die Bäckerei nicht nur ein würdiger Nachfolger des Bierstindl und Auffangbecken ansonsten unterkunftsloser Kulturinitiativen, sondern ein Inbegriff für, na sagen wir: geilen Scheiß! Poetry Slam

deaf slam

Gewachsene Veranstaltungen, etwa der inzwischen regelmäßig von 200–400 Zuhörern begehrte Bäckerei Poetry Slam (an jedem letzten Freitag im Monat!) oder die Bikerei, welche an jedem Dienstag die Möglichkeit bietet, unter fachmännischer Anleitung am eigenen Rad zu drehen und Reparaturen auszuführen (auch das nach dem DIY- und Second-Hand-Prinzip) geben einmaligen oder experimentelleren Veranstaltungen die Klinke in die Hand.  Bikerei

Es gibt Lesungen, Ausstellungen, Konzerte (v. a. solche, die sich auf der Singer-Songwriter-Schiene bewegen), es gibt Yoga oder Diskussionsrunden (etwa die „Geldbäckerei“), das Filmfestival Rejected fand ebenso dort statt wie die erste Innsbrucker Pecha-Kucha-Night oder der deaf slam, ein Poetry-Slam für hörende und gehörlose Poet_innen.

Pecha Kucha

Ausstellung – Konkrete Utopien

Forest Creature

Ian Late

Polite Sleeper

Und das Sonntags-Café (Preisfrage: an welchem Tage wohl?) lädt – ohne Konsumzwang – dazu ein, sich zu treffen, Zeitung zu lesen, zu diskutieren, sich auszutauschen. Im besten Fall inspirieren die Räumlichkeiten zu einem Projekt, das hier stattfinden könnte. Und wer mag kann gern einen Kuchen mitbringen…Sonntags-Café 

Den Betreibern der Bäckerei, angetrieben von großem Enthusiasmus und selbst überrascht vom immensen Zuspruch, den das Haus erfährt, geht es darum, Projekten und Veranstaltungen Raum zu geben, die ebendiesen bereichern. Die Idee sollte von Außen kommen und ins Haus passen. All zu laute Konzerte oder Parties fallen durchs Raster – einerseits aus Rücksicht vor den Nachbarn – andererseits gibt es dafür genügend andere Locations. Doch das Team der Bäckerei hat ein offenes Ohr für fast alle Vorschläge – und möchte den eingeschlagenen Weg weitergehen: Gerade entsteht im oberen Stock ein Co-Working-Space, eine Art Gemeinschaftsbüro für Menschen, die kein eigenes Büro haben oder wollen oder brauchen. Synergien sollen genutzt werden, wenn sich ArchitektInnen mit KünstlerInnen oder StudentInnen oder [eigenen Namen hier einfügen] einen Raum teilen. Alle, die Interesse haben können sich einen Schreibtisch in diesem Kreativtopf mieten – einen, zwei, drei Tage wöchentlich. Oder für immer. Es soll eine Ideenschmiede werden, eine Möglichkeit mehr zum gemeinsamen Entwickeln von Projekten. Oder vielleicht auch einfach nur der Langeweile: allein: daheim: arbeitend: entgegenwirken.Außerdem im Entstehen ist gerade das sogenannte Hinterstübchen – eine Holzwerkstatt in der Höttingergasse 32. Nach der Sommerpause ist Die Bäckerei nun seit Kurzem wieder geöffnet. Und wächst weiter…

Ich hoffe, es ist klar geworden, wieso es sich hierbei um mehr als einen Place zum Vorstellen handelt. Es lohnt sich, vorbeizuschauen. Informationen zu Räumlichkeiten, dem Programm und den Menschen dahinter gibt’s auf: www.diebaeckerei.at.

Die Bäckerei
Dreiheiligenstraße 21a
Innsbruck
www.diebaeckerei.at
bikerei.org
baeckereipoetryslam.wordpress.com
www.diebaeckerei.at/ein-hinterstuebchen.html