Music

April 2, 2013

„Ouberhorrte Schweine mit weichem Kern“: Kravatte&Kravalle. Das Interview

Kunigunde Weissenegger

Das E-Mail flatterte auch in unseren Redaktionsposteingang und sie waren für uns keine Unbekannten. Verschiedene Franz-Augen und -Ohren beobachten das Hip-Hop-Kollektiv Kravatte&Kravalle seit sie mit ihrem ersten Lied „Die ouberhorten Schweine“ online gegangen sind. Skeptisch, amüsiert und empört waren die Reaktionen. Es folgte Streich 2 mit “Stift+Block” und vor wenigen Tagen Streich 3 mit “SEL wars”. Wegen letzterem waren sie auch bereits Südtiroler des Tages eines lokalen Radios und das Video dazu war (war wohlgemerkt – nun nämlich wieder gelöscht) auf sämtlichen online Nachrichten-Portalen zu finden. Ehrlich: Wir diskutierten intern hin und her und beschlossen, unserem Leitsatz des kritischen Hinterfragens der Dinge folgend (und nicht der bloßen Kopier-Einfüg-Attitüde), persönlich bei ihnen nachzufragen. Und hier endlich, nach sämtlichen Hip-Hop-Worten aus ihrem Mund, nun das Interview mit der Prader Hip Hop Crew Kravatte&Kravalle.

Sportlich und mit Humor, meint ihr, sollte euer erster Beitrag “Die ouberhorten Schweine” gesehen werden. Naja, wenn mensch das Lied nur ein bisschen analysiert, dann sind Text und Video äußerst diskriminierend, besonders für Menschen mit Behinderung und Frauen. Was meint ihr dazu? Und was wollt ihr mit diesem Text aussagen?

“Die ouberhorrtn Schweine” ist ein Disstrack, der an die Brothers Records und an MC Rotzbua gerichtet ist. “Dissig” ist eine eigene Stilrichtung im Hip Hop. Es ist wie ein sportlicher Wettkampf zwischen Rappern mit Worten. Wie schon die Definition des Wortes sagt, kommt das umgangssprachliche Verb „dissen“ aus dem Englischen „disrespect, discriminate“ oder „discredit“, abgeleitet vom Verb „to diss“; Abkürzung für diskreditieren oder diskriminieren.

In eurem zweiten Video “Stift+Block” drückt ihr dann schon mehr, sogar sehr, auf die Tränendrüse. Seid ihr nun “ouberhorrte Schweine” oder tut ihr nur so?

Wir sind definitiv ouberhorrte Schweine mit weichem Kern.

Und nun zu eurem dritten Video: “SEL wars“. – In eurer Aussendung lese ich: “Aufgrund der aktuellen politischen Geschehnisse und der politischen Verdrossenheit der Jugend im Land haben wir, Kravatte&Kravalle ein Lied geschrieben. Dieses Lied soll die Aufmerksamkeit auf die illegalen Machenschaften in unserem Land lenken und die Jugend zum Nachdenken anregen.” Was meint ihr mit eurem Lied zu erreichen oder zu verändern?

Das, was in der Aussendung zu lesen ist.

Kritik an Skandalen ist gerechtfertigt, riskiert so ein Text nicht auch, dass die Jugend sich mehr und mehr von der Politik entfernt, weil sie den Glauben an die Institutionen verliert? Wie seht ihr das?

Das stimmt, aus diesem Blickwinkel haben wir die Thematik noch nicht betrachtet. Wir werden uns vielleicht in Zukunft darauf beschränken, Songs über Südtirols schöne Bergwelt zu verfassen, damit alle weiterhin mit Scheuklappen durchs Leben schreiten.

Euer Rap „SEL wars“ wurde amtlich indiziert und auf die Zensurliste gesetzt. Was sagt ihr dazu?

Kurt Tucholsky antwortete auf die Frage: “Was darf die Satire?”, mit: “Alles!”

Denkt ihr nicht auch, dass ihr auf Jugendliche besonders großen Einfluss in ihrer Meinungsbildung ausübt?! Wie geht ihr mit dieser großen Verantwortung um?

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man mit minimalem Denkaufwand leichter zu Recht kommt und somit entziehen wir uns dieser Verantwortung, da wir an sowas nicht denken.

Werdet ihr euch in Zukunft eher auf kritische Texte konzentrieren oder euch über eure Kunst auch positiv auszudrücken?

Wir sehen unsere Musik als Wald, und wie man in diesen hinein schreit, so hallt es zurück.

Und letzte Frage: Wie kommt der Hip Hop nach Prad?

Der Hip Hop wurde vom amerikanischen Touristen MTV in den 90er Jahren in unser Wohnzimmer eingeschleppt.

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