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March 27, 2013

Das Wort zum: World Theatre Day

David Thaler

Es gibt zwei Typen von Menschen: Beobachtende und Beobachtete. Den heutigen Tag wollen wir im Sinne des World Theatre Day den Letzteren widmen. Die Spotlights richten wir nun also auf diejenigen, die einst den Freudenmädchen gleichgesetzt wurden, die mit dem Handwerkszeugs der Ironie und des Sarkasmus autoritäre Machtpole parodierten und kritisierten, die als Komödianten die Marktmassen anzogen, als Akrobaten das blasse Erstaunen erweckten und als weitgereiste Bänkelsänger aufgegriffene Neuigkeiten singend unter die Leute brachten, die immer wieder als selbstverliebt und eitel abgestempelt wurden, die sich auch heute noch für ihr Publikum (für das sie leben – vor allem für dessen Anerkennung) verkleiden, schminken, offenbaren.

Ob man die Welt der schwarzen Bretter, der schweren roten Samtvorhänge, der vorgegaukelten Geschichten oder der einfachen Unterhaltung als profane Posse oder hohe Kunst ansehen will, sei jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass diese schillernd-bunt-laut-stille-prachtvoll-ärmlich-himmelhochjauchzend-zu-Tode-betrübte Welt zwischen Maske, Soffitten und Orchestergraben heute an über hundert Nationalen Zentren des ITI International Theatre Institute weltweit sich selbst, ihr Wirken, ihr Publikum und ihre Zukunft feiern. Die von der Krise geplagte Theaterszene sowie die darstellenden Künstlerinnen und Künstler, die vielerorts dadurch in Mitleidenschaft gezogen sind und im Swimmingpool des Geschehens ohne Wasser dastehen – während Anzugträger auf Kreuzfahrtschiffen über die sieben Weltmeere cruisen – haben Abwechslung, wie es den Anschein hat, bitter nötig… Wir lassen sie heute hochleben, damit sie neue Kraft und Hoffnung schöpfen können; denn für mich steht auf jeden Fall klar: The Show must go on!!!

Heute geht es also vordergründig ums Feten, ums Antikrisis-Feten. Na klar! Aber nicht nur… Am 27. März wird seit dem Jahr 1962 zudem noch an allen Fete-Austragungsorten, über Radio- und Fernsehstationen die Botschaft des ITI verlautbart, welches dazumal in cooperation with the UNESCO, diesen „Welttheatertag“ ins Leben gerufen hat. Und heuer sogar auch noch über Youtube – so die Pressemitteilung des ITI. WOW! Weiters gibt es noch eine Überraschung für uns Italiener/innen in der Pressemitteilung und zwar folgende:

„The International Theatre Institute is happy to announce that the World Theatre Day 2013 message will be written by the Italian playwright, recipient of the Nobel Prize in Literature, actor and director Dario Fo.“ 

Wer seine gesamte Botschaft selbst lesen will, hier die Links dazu:
Originale italienische Version: http://www.world-theatre-day.org/en/picts/WTD_Fo_2013_it.pdf
Übersetzte deutsche Version: http://www.world-theatre-day.org/en/picts/WTD_Fo_2013_deutsch_germany.pdf

Sinn, Ziel und Zweck dieser alljährlichen Botschaft ist es, das Thema des Theaters als Ort des kulturellen Austausches aufzugreifen sowie des Verbreitens und Er-Lebens einer Kultur des Friedens („Culture of Peace“). Der Feiertag soll das Gemeinschaftsgefühl aller Theatertreibenden und den Glauben an der gemeinsamen Sache festigen. Dario Fo besinnt sich in seiner Botschaft letztlich unmissverständlich auf den Mut jedes Einzelnen zur eigenständigen Bewältigung unser aller oder seiner eigenen Krise – im Sinne: Not macht erfinderisch. Krisen hat es immer gegeben und wurden immer auf irgendeine Art bewältigt. Was Neues wurde meistens auch immer wieder dabei hervorgebracht. So sieht das Dario Fo ganz nüchtern.

Und in diesem Sinne muss und wird die Show weitergehen.

Mein Tipp für den Tag: gemeinsam fällt uns alles leichter… „Loooite, feeetn isch ongsogg, piiis ‘n loff“ Y + <3

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