Culture + Arts > Architecture

December 12, 2012

Spaceinterview mit Benno Plunger

Maximilian Lösch

Die berichterstatterische Praxis verlangt in der Regel, dass man über Ereignisse berichtet, die aktuell sind. In einem Tanz bis an die Grenzen des Bewussten, dort am Rande der Wahrnehmung, wo am Abgrund im Zauber der Nacht immer neue Welten erblühen, an einem Ort, der nicht existiert, sprachen wir über eine Ausstellung, die nicht mehr war. Spiridion Illuxt oder Frau im Mond, eine Erzählung von Max Valier.

Daraufhin die Diplomarbeit in experimenteller Architektur, welche von Benno Plunger mit genetisch-zeitreisenden Verbindungen wieder mit Max Valier verknüpfen. Und vor allem die Suche und das künstlerische Forschen, sich etwas vorzustellen, das noch niemals war, es durchzudenken, auszudenken, überzudenken und zu verdenken, bis nach einigen Jahren der Trächtigkeit das Institut für Weltraumbestattung ans Licht tritt.

Wer hat denn schon vorher an ein Gebäude gedacht, mit einer riesigen Kanone bestückt, um Urnen ins Weltall zu schießen, mit Aufbahrungsräumen, Empfangs- und Zeremonienräumen…? Vielleicht nur Nostradamus in seinen Delirien, doch das werden wir nie erfahren. Einmal die Idee geboren, wo setzt man sie hin, wo kann sie sich entfalten und der Welt von sich berichten? Nun für eine außergewöhnliche Idee ein außergewöhnlicher Ort. Peenemünde, eine kleine Gemeinde auf der Ostsee-Insel Usedom im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Dort, wo in der Vergangenheit die Nazis ein riesiges Forschungslabor aufgebaut hatten, um ihre Raketen zu testen, dort, wo im Rahmen und Wahnsinn des Krieges Technologien entstanden, um Tod und Zerstörung zu bringen, der Ort, der von den Briten zerbombt wurde, dort, in einem kräftigen Dialog mit dem noch bestehenden Forschungslabor, findet das Institut für Weltraumbestattung seinen natürlichen Platz und dieselbe dort entwickelte Technologie, die Möglichkeit Urnen in das All zu befördern.

Ein interessantes Statement. So nebenbei gibt es wirklich eine Firma, die sich mit Weltraumbestattung befasst, sie heißt Celestis und befördert zusammen mit Satelliten kleine oder größere Portionen Asche ins All. All dies zu einem fairen Preis. Um ihnen Konkurrenz zu machen, bietet das “bald erbaute” Institut für Weltraumbestattung einen konkurrenzfähigen Dienst… Wenn hoch am Himmel schwarz-weiß gemusterte Urnen durch den Himmel fliegen, mit der Kraft eines magnetischen Antriebs Seelen durch die Tore des Petrus hindurch katapultieren, dann werden wir wissen, dass die Anstrengung des Benno Plunger seinen Weg in die Wirklichkeit gefunden hat, hindurch die magisch-projizierenden Schichten der Imagination.

P.S.: Es war ein sehr interessantes Gespräch, wo es stattgefunden hat und wann, das weiß man nicht genau. Die Ausstellung jedenfalls war hier.

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