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November 6, 2012

MaskenTanz im Schlossesglanz – Bellermont/Unter Stein

Maximilian Lösch

Wohin geht man, wenn es kalt ist und feucht?

In ein mittelalterliches Schloss (Schloss Wangen Bellermont), um ein Theaterstück zu sehen, nämlich Bellermont/Unter Stein mit Musik von TurboTrööt und Text von Heinrich Schwazer aufgeführt von Fabrik Azzurro in Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe Peter Chiusole, Linda Wolfsgruber und Gino Alberti.
Ich bin kein Theaterkritiker und kann nur für mich sprechen, mir hat es gut gefallen, würde es weiter empfehlen, wenn es nicht die letzte Vorstellung gewesen wäre und aus des Laiens Blickwinkel muss ich sagen, haben die Schauspielerinnen sehr gut gespielt…

Nun aber zu den Eindrücken:

Eine grausige Parodie des menschlichen Seins. Die Stimmung am Ende der Welt. Alles gerät aus den Fugen und ist nur mehr Schatten seiner Selbst.

Die Hässlichkeit, die der Autor unter der Fassade jedes Menschen zu sehen scheint, tänzelt, schreit, jauchzt und singt sich vor dem Publikum auf und ab.

Liebe als eine Serie von Etiketten, die man sich gegenseitig aufklebt und glaubt, das Wahre zu sein, die Person, in die man sich verliebt… Doch diese Liebe gebiert nur Affen, Plüschtiger, glänzige Fische, andere nicht genau definierte Stofftiere und getigerte Plastikschlangen…

Zum Klang eines einsamen Saxophons realisiert sich der narzisstische, lebensfremde Wunsch zurück in die Idylle eines falschen Uterus in der Form eines Krokodilschlafsacks zu gelangen…

Mit übertriebenen Masken, verkitschten Merkmalen des Gesichts werden nutzlose Gegenstände an den Mann gebracht, hohle Worte und gewiefte Verkäufer zelebrieren den Tanz der verlorenen Post-Post-Moderne, welche nur mehr untergehen kann.

Zwei Frauen, die in der Idylle einer viel zu kleinen Badewanne einen Dialog über Himmel und Hölle halten…

Der Versuch, etwas “Normales” zu machen, wird vom tobenden Wahnsinn verhindert. Das Normale selbst ist nur mehr eine Karikatur und wird ins Lächerliche gezogen.

Sanftes Gerede über den Untergang und sehr schöne Bilder, ein Geist in seiner Neurose verloren; in einer Schüssel dreht sie sich um sich, spricht Geschichten aus längst vergangenen Zeiten und kämmt sich bedächtig die Haare (die Schlossgeistin vielleicht?) – wahre Geschichten, die sich mit dem Traum mischen.

Der Rap des Untergangs in unverständlichen geologischen Steinbezeichnungen verpackt, lässt so langsam ahnen, dass es sich um einen Untergang handelt, der nicht zu kommen scheint.

Ein Mono-Dialog-Gespräch zwischen drei frustrierten Frauen, mit Geschichten aus dem Alltäglichen.

Und zum Schluss eine Party am Abend vor dem erhofften Ende der Welt, das unerträgliche Warten, das sich im Alkohol löst, am Ende werden Schlager gesungen, wie bei einer Party, die längst vorbei sein sollte und wo der Morgen schon graut und mit einer Hymne an den Wahnsinn ausklingt.

Richtig toll war es!

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