Culture + Arts > Cinema

April 22, 2012

“Sex ist für mich wie Kuchen essen. Ich esse und esse und kriege doch nie genug.”

Evelyn Gruber-Fischnaller

NOTE: 7

Die stille Schauspielschülerin Fine Lorenz (Stine Fischer Christensen) ist inmitten ihrer aufstrebenden und selbstbewussten Kolleginnen und Kollegen eher nichtssagend, keine große Hoffnung. Als der bekannte Regisseur Kaspar Friedmann sich entschließt, ein Theaterstück ausschließlich mit der jungen Schauspielklasse zu besetzen, geht Fine zum Vorsprechen mit vier Zeilen Text. Doch ihre zurückhaltende Art überzeugt und sie kriegt die Hauptrolle: Die Figur der extrovertierten und frivolen Camille erlaubt es ihr zunächst, nur provokativer und selbstbewusster zu sein, doch das ist dem Regisseur nicht genug. “Überrasch mich”, sagt er und Fine geht den schmerzhaften Weg, holt Aggression, Wut und alle bisher versteckten Facetten ihrer braven Persönlichkeit ans Licht.

“Die Unsichtbare” von Christian Schwochow ist ein Persönlichkeitsexperiment und steigt hinab in die Tiefen der Theaterwelt: Friedmann will die perfekte Bühnenfigur und Fine integriert die Rolle der Camille vollends in ihr Leben. Sie gewinnt zunächst an Stärke und Spielraum für sich selbst, doch ohne Gefühl für Grenzen und unter Anleitung des cholerischen Regisseurs verliert sie bald jedes Empfinden für ihr eigenes Wesen. Das Kinopublikum ist hautnah bei Fines Verwandlung dabei, auch hier lotet “Die Unsichtbare” Grenzen aus. “Alles was du siehst, ist nur eine Hülle. Doch dahinter stinkt es”: Wer den Siegerfilm der 26. Bozner Filmtage sehen möchte, sollte bereit sein, einen Blick zu wagen.

Wiederholung des Siegerfilmes “Die Unsichtbare” heute, Sonntag, 22. April um 18.00 Uhr, Filmclub Bozen

 

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