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March 26, 2012

Nauz: Roberta Dapunts Futtertrog

Verena Spechtenhauser

Der bäuerliche Alltag im Gadertal ist das große Thema im neuen Lyrik- und Fotoband Nauz (dt. Futtertrog) von Roberta Dapunt. Erschienen ist das schmale Bändchen im Folio Verlag. Es ist ihr bislang erster auf Ladinisch verfasster Gedichtzyklus, ins Deutsche übersetzt von Alma Vallazza.

Roberta Dapunt – Lyrikerin, Bäuerin und Ladinerin – gewährt dem Leser authentische Einblicke in eine für viele von uns bereits vergangene Welt. Ihre Gedichte und Fotografien sind Momentaufnahmen aus dem bäuerlichen Alltag – eingebettet in den Kreislauf der Natur.

Eindringlich berührend, zuweilen auch mit einer großen Nachdenklichkeit beschreibt sie
das Schöne und das Beschwerliche des bäuerlichen Lebens, die Freude an der Natur, aber auch die Abhängigkeit von Wind und Wetter, die Nähe zu den Tieren und manchmal auch die Einsamkeit.

Und dazwischen immer wieder der Glaube an Gott. Er ist eng verknüpft mit dem bäuerlichen Leben, mit der Autorin selbst. Man spürt, es ist kein blinder Glaube, sondern durchsetzt mit Zweifeln und der Frage nach dem Sinn.

Ein wesentlicher Bestandteil und eine große Stärke des Buches sind die dreißig Schwarz-Weiß-Fotografien, Detailaufnahmen, die das Ritual des Schweineschlachtens dokumentieren. Sie harmonieren sehr gut, begleiten und ergänzen die Gedanken und Reflexionen der Autorin zum bäuerlichen Leben und machen den in der heutigen Zeit gerne verdrängten Akt des Tötens sichtbar.

Der Schlachttag ist ein Tag des Festes und er ist Tradition. Er gehört zum Alltag des Bauern wie das tägliche Brot. Dieser Akt des Tötens ist ein Akt des Überlebens. Er wird zelebriert. Ohne schlechtes Gewissen und böse Gedanken, sondern mit großer Genauigkeit, Respekt und Pflichtbewusstsein. Um Nichts vom toten Tier zu vergeuden, damit es kein sinnloser Tod ist.

Das Schwarz-Weiß der Aufnahmen ebenso wie das teilweise Umranden der Bilder schafft Distanz, es mindert den Effekt des Kruden, nicht jedoch seine Intensität. Einige wenige Fotografien wirken dabei fast abstrakt – wie ein Gemälde, manchmal auch wie aus einer früheren Zeit und dann doch wieder ganz aktuell.

Roberta Dapunt hat eine eindringliche und sehr ausdrucksstarke Poesie geschaffen. Ein Buch dessen Gedichte und Bilder noch lange nachklingen.

ROBERTA DAPUNT

NAUZ. Gedichte und Bilder
Aus dem Ladinischen von Alma Vallazza
Folio Verlag 2012

LESUNG
Roberta Dapunt liest am Dienstag, den 27. März 2012 um 20.00 Uhr in der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann in Bozen. Es folgt ein Gespräch zwischen Roberta Dapunt, der Übersetzerin Alma Vallazza und Christine Vescoli von Literatur Lana.

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