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December 21, 2011

Druckfrisch und tierisch: vissidarte 7 erschienen

Kunigunde Weissenegger

Katharina Hohenstein und Sonja Steger präsentieren am morgigen Donnerstag, 22. Dezember ab 20 Uhr im Hotel Aurora in Meran unter den stimmungsvollen Klängen von Nachtcafé aus Bozen und des Innsbrucker Liedermachers Christof Fink die neue vissidarte mit dem Thema Tier. Ebenso stellen Georg Rainalter und Florian Tschörner ihr Innsbrucker Kulturmagazin verbale vor. DJ Raffajetlässt die vissidarte-Nacht im Sketch Club bis früh in den Morgen weitergehen.

Die Südtiroler Kunst- und Kulturzeitschrift vissidarte entdeckt diesmal in freier Wildbahn Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende aus Italien, der Schweiz, Österreich und Deutschland. „Wir hatten übrigens einen saumäßigen Spaß an dieser Ausgabe und finden, dass sich diese Mordshetz widerspiegelt,“ meinen die beiden vissidarte-Frauen. „Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Warum wir dieses Mal dieses Thema gewählt haben, versteht man am ehesten, wenn man sich die neue – tierische – vissidarte ansieht. Wir hatten uns spontan in das Thema verliebt, als wir im Frühjahr überlegten, was denn im Herbst unser Motto sein sollte. Logisch! – Dass dieses Thema im Umkreis von 600 Kilometern gleich vier Ausstellungen in größeren Museen in diesem Sommer behandeln würden, wussten wir damals nicht. Ausgenommen eine haben wir alle diese tierischen Ausstellungen auf unterschiedliche Weise in die vissidarte eingebracht.“

Die Beiträge haben Katharina Hohenstein und Sonja Steger zusammen getragen und ausgewählt, indem sie der Kraft der Assoziation freien Lauf gelassen haben, wie sie selbst sagen: „Das Thema entwickelte übrigens eine eigene Dynamik. Ein Gedanke führt zum Nächsten, ein spezifisches Thema im Thema verändert ja auch unsere Sichtweite, die sich während des Arbeitens erweitert.“

Tierisch geht’s wirklich zu, beispielsweise in Werktiteln, Künstlernamen und auf CD-Hüllen. Katharina Hohenstein und Sonja Steger: „Das Thema lag in der Luft: Ausstellungen in München, Salzburg und Zürich waren dem Thema gewidmet – weswegen wir uns aufmachten und in benachbarten Wiesen Käfer und Kunsttuende aufspürten.“ Zu finden auch böse Satiren über literarische Lokal-Gigger und ein Bestiarium Südtiroler Persönlichkeiten. Und vielleicht besonders hervorzuheben, da selten zu finden im Medienzoo, das Interview mit einer klinischen Psychologin, die sich mit dem Phänomen Zoophilie befasst. Jagen und Schlachten kommen auch nicht zu kurz ebenso wie Riten, die sich in religiösen Gesetzen widerspiegeln.

Beide lachen, als ich sie frage, warum tut ihr euch das an? „Weil wir einen Vogel haben – zumindest in der tierischen Ausgabe ist er gewaltig!“ Dann etwas ernster: „Ansprechen möchten wir naturgemäß die gesamte Menschheit – Größenwahnsinn, warum nicht?! Jede und jeder kann Freude an Kultur und Kunst entwickeln, jedem neugierigen Menschen steht diese Welt offen. Natürlich sprechen wir auch die sogenannten Kultureliten an, aber sie sind nicht unser vordergründiges Zielpublikum. Wir bemühen uns um Verständlichkeit und vermeiden pseudointellektuelles Geschwafel. Diese Kunstsprache, also die Sprache, die manche Kuratoren oder Kritikerinnen so gerne benutzen, zielt oft ja darauf hin, dass nur die Elfenbeintürmler sich dann für die Kunst interessieren. Wir fragen: Ist das wirklich super? Oder kann man Künstlerinnen, Künstler und Kunst nicht in Worten vorstellen, die auf einem breiteren Fundament stehen? – Wir denken schon!

Und wen wir erreichen möchten? – Richtig, so viele wie möglich. So verschiedene wie möglich. Und nur dass es ganz klar ist: Wir haben nichts gegen akademisch ausgebildete Künstlerinnen und Künstler – sie sind oft in vissidarte zu sehen. Aber es gibt durchaus auch andere, die sehr viel zu zeigen und zu sagen haben. – Denkt mal an Schriftsteller von Weltformat, wo die alle ihre ‚Kunst’ erlernt haben. Spätestens dann wird einem klar, dass nicht alles einen genormten Weg gehen muss, um gut und ausdrucksstark zu sein.“

Auf die Frage, worauf sie in dieser Ausgabe besonders stolz seien, antworten beide: „Auf jeden einzelnen Beitrag und darauf dass so viele Menschen die vissidarte unterstützen! –  Besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – über 30 kreative Menschen! Ohne sie wäre die Verwirklichung nicht möglich. Wir finden es wahnsinnig irre, dass einige Menschen nicht nur immer wieder ehrenamtlich für vissidarte arbeiten – wir können leider nicht anders, auch wenn wir gerne würden – sondern dass wir auch immer wieder Neue finden, die mit Begeisterung dabei sind. Das geht so weit, dass wir einen kleinen ‚Auftrag’ erteilen und nicht garantieren können, dass die geleistete Arbeit dann auch gezeigt wird. Wir bewundern, dass Menschen dennoch einfach sagen: Ja, das probiere ich gerne! Toll ist, dass wir auch zu dritt, mit unserer Grafikerin Andrea Dürr, richtig gut zusammenarbeiten.“

vissidarte 7
kunst und leben an der passer / opere e giorni a merano / arts & culture in the alps
tierisch / bestiale / beastly
Vorstellung
Donnerstag, 22 Dezember, h 20
Hotel Aurora, Meran
Musik: Nachtcafè aus Bozen und Christof Fink aus Innsbruck

Special guest & presentation
verbale magazin
Innsbrucker Kulturzeitschrift

Weitere Informationen: www.vissidarte.org

An vissidarte 7 gearbeitet haben:

Redaktion: Katharina Hohenstein, Sonja Steger
Künstlerinnen, Künstler, Autorinnen, Autoren, Musikerinnen, Musiker, Fotografinnen und Fotografen: Damian Lukas Pertoll und Laura Zindaco, Arnold Mario Dall’O, Maxi Obexer, Christoph Oberrauch, Martin Geier, Livio Piatti – zooreal, Kurt Kaindl & Hans Eichhorn, Cristina Vignocchi, Nazario Zambaldi, Viola Eigenbrodt, Paolo Mennea, Heidi Holleis, Peter Lloyd, Hubert Scheibe, Herbert Lahn, Siegfried Höllrigl – Offizin S., Lara Domeneghetti & Hans Perting, Reiner Maria Matysik, Julia Frank, Benno Simma, Erich Kofler Fuchsberg, Otmar Derungs – Tintenfisch in den Alpen, Nachtcafè.

Außerdem:
Renate Abram, Reinhard Auer, Gigi Bortoli, Toni Colleselli, Christian Drescher, Andrea Dürr, Hannes Egger,  Viola Eigenbrodt, Lukas Ebensperger, Karl Erlacher, Gudrun Esser, Dietgard Grimmer, Armin Joos, Christine Kofler, Sibyl Kraft, Sebastian Marseiler, Paolo Mennea, Enzo Nicolodi, Ursula Niederegger, Dietmar Nill, Johannes Ortner, Haimo Perkmann, Damian Lukas Pertoll, Nicoletta Pezzino, Florentine Prantl, Federico Steinhaus, Christoph Störk, Christoph Tauber, Cristina Vignocchi, Thomas Zagler, Martina Zambelli, Laura Zindaco.

Themen: Kasherut von Federico Steinhaus,  Eva Wilschanski erzählt von Meran in den 40iger Jahren,  philosophischer Essay von Haimo Perkmann,  Ein Waldfriedhof für Tiere, Literarisches über den Tod eines Haustieres von Toni Colleselli, Interview mit der Zoophilie Expertin Birgit U. Stetina von Gudrun Esser, Idylle mit Agent Orange oder: Tierisch toxisch, Aufgegrast: Freistaat Burgstein – Blaue Friedensherde – Werkbank Lana, verbale magazin – das Innsbrucker Kulturmagazin, Völkermord in Srebrenica von Enzo Nicolodi: (Alexander Langer Stiftung), Bestiarium Altoateniensis – von Reinhard Auer, Sisis Tierleben, Satierisches aus dem Südtiroler Literatenzoo – von Karl Erlacher, Arnika – Europa verkauft, Tierische Flurnamen – von Johannes Ortner, Meerestiere in der Weltliteratur – von Christine Kofler.
Serien: Fledermäuse, monumenta animalium, Das Geschäft mit der Kunst.
Tierische Ausstellungen: FROSCHBÄRFANT im Traklhaus Salzburg, TIERISCH im Haus der Kunst München: Sandro Porcu und Yongbo Zhao, HundKatzMaus im Kunsthaus Zürich.
Kulturplatz Tipp: DASMAXIMUM in Traunreuth.

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